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Das Wesen der Farbe BLAU


Der Artikel „Das Wesen der Farbe Blauunterliegt dem Urheberrecht. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, ist nicht gestattet. Ausdrucke und Veröffentlichungen erfordern die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors Hermann Janiesch.

Das Wesen der Farbe Blau
Das sichtbare Spektrum
Gegenfarbe – Nachbild
Blau im Wortschatz der Sprachen
Farbbezeichnungen
RAL - Register
Regenbogen-Spektrum
Der Name Blau
Die Bedeutung Blau
Zur Psychologie der Farbe Blau
Farbassoziationen
Die Signalwirkung von Blau
Vorzugsfarbe Blau
 Farbe Blau und Kleidung
Blaue Mineralien
Blaue Blüten
Blaue Farbpigmente
Blau in den Kulturen
Kennzeichnungen und Symbolgehalt
Blau in den Nationalflaggen
Blau Bezeichnungen
Heraldik
Farbsehen der Tiere
Blau als Signalfarbe bei Tieren
Blau im Volksmund
Blau im Sprachgebrauch
Musiktitel
Blau in der Lyrik

Zusammenfassung
 Blau in der Gestaltung
Literaturnachweis

 

Das Wesen der Farbe Blau

Blau, die Farbe des Himmels und des Wassers. Solange Menschen diese Farbe erkennen können, erleben sie Blau als Farbe des Himmels und der Meere, der unendlichen Ferne, der Weite, der  Frische und Reinheit. Diese Wahrnehmungen haben die symbolische und psychologische Wirkung der Farbe Blau im Laufe der Menschheitsentwicklung  gebildet. Welche Bedeutung und Auswirkung die Farbe Blau bis heute für uns hat, verdeutlichen die nachfolgenden Ausführungen.

Das sichtbare Spektrum

Aus dem sichtbaren Spektrum (optisches Fenster) von 380-700 nm ist Blau im kurzwelligen Bereich von 380-500 nm vertreten. Blau reicht vom dunklen Violettblau 380-410 nm, Ultramarinblau 450-470 nm über ein mittleres Himmelblau 480 nm bis zum Eisblau 490 nm und Grünblau 500 nm. Die Eigenhelligkeit von einem mittleren Blau beträgt 45%, gegenüber einem Gelb mit 68%. Die Eigenhelligkeit von Rot beträgt ebenfalls 45%.
Außerhalb von 380 nm beginnt der Bereich des Ultravioletten Lichts. Diese Wellenlängen bleiben für das menschliche Auge unsichtbar.

Gegenfarbe - Nachbild

Die Komplementärfarbe (Gegenfarbe) zu Blau ist Gelb.  Dieses kann im so genannten Sugzessivkontrast (Nachbild) überprüft werden. Bei längerem Schauen auf eine blaue Fläche erscheint ein gelbes Nachbild. Siehe nachstehendes Experiment.

Bitte schauen Sie ca. eine Minute auf den schwarzen Punkt im blauen Feld links und danach auf den schwarzen Punkt rechts. Dort erscheint die Gegenfarbe als Nachbild Gelb. Wenn es nicht gleich gelingt, bitte wiederholen.

 

Farbe Blau Nachbild

Nachbild und Gegenfarbe nach Dr. Heinrich Frieling    

                                       Farbe                            Kompensationsfarbe   Nachbildfarbe
                                             
                                       Ultramarinblau  642   Schwefelgelb  602        Orangegelb  608
                                       Violettblau  637            Zitron  677                      Gelb  604
                                       Türkisblau  652           Orange  612                   Rotorange  614

 

Blau im Wortschatz der Sprachen

Die deutsche Bezeichnung stammt aus dem althochdeutschen blao für schimmernd-glänzend und wurde in mehrere romanische Sprachen übernommen.

Die Übersetzung von Blau in andere Sprachen:

Albastru / Asul / Azul / Blou / Blu / Blua / Blue / Bleu / Ble / Biru / Blár / Blau / Blauw / Bluu / Blå / Cihi / Gorm / Glas / Hyacintho / Kék / Mavi / Modry / Melynas / Modra / Modry / Mau xanh / Mavi / Niebieski / Plava boja / Plavo / Plave / PlaviSinine / Sininen / Zils

Farbbezeichnungen

Himmelblau / Taubenblau / Türkis / Kornblumenblau / Azurblau / Indigo / Lapislazuli / Azurirtblau / Berlinerblau / Preußischblau / Pariserblau / Kobaltblau / Persischblau / Ultramarinblau / Aquamarinblau / Babyblau / Bayrischblau / Blaßblau / Veilchenblau / Delfterblau / Eisblau / Enzianblau / Kornblumenblau / Himmelblau / Knallblau / Lavendelblau / Lichtblau / Marineblau / Marienblau / Ozeanblau / Pflaumenblau / Stahlblau / Tintenblau / Tiefblau / Emailblau / Wasserblau / Pastellblau / Meerblau / Flieder / Coelinblau / Delftblau / Orientblau / Brilliantblau / Winsorblau / Helioblau / Saphirblau / Griechischblau / Sapirblau / Nilblau / Mingblau / Royalblau / Königsblau / Hellblau / Flaschenblau / Fliederblau / Türkisblau / Violettblau / Grünblau / Schwarzblau / Signalblau / Graublau / Verkehrsblau / Capriblau /  Nachtblau /  Fernblau  / Cyanblau / Perlnachtblau / Phthaloblau / Manganblau / Venezianischblau / Bremerblau / Magentablau / usw.

 

RAL - Register

Im RAL 840-HR ist Blau bezeichnet mit : RAL 5000 Violettblau / 5001 Grünblau / 5002 Ultramarinblau / 5003 Saphirblau / 5004 Schwarzblau / 5005 Signalblau / 5007 Brilliantblau / 5008 Graublau / 5009 Azurblau / 5010 Enzianblau / 5011 Stahlblau / 5012 Lichtblau / 5013 Kobaltblau / 5014 Taubenblau / 5015 Himmelblau / 5017 Verkehrsblau / 5018 Türkisblau / 5019 Capriblau / 5020 Ozeanblau / 5021 Wasserblau / 5022 Nachtblau / 5023 Fernblau / 5024 Pastellblau / 5025 Perlenzian / 5026 Perlnachtblau

 

Regenbogen-Spektrum

Im Regenbogen erscheint blau als fünfte Farbe im unteren Bereich. Durch ein Prisma betrachtet, erscheint Blau im Kontrast von Hell und Dunkel am dunklen Rand.

 

Der Name Blau

Mit dem Namen Blau leben ca. 3.165 Personen in Deutschland. In den USA sind es ca. 4.670 Personen. Die Angaben über die Verbreitung  des Namens Blau differieren.

 

Die Bedeutung Blau

Blau, die Farbe des Himmels, des Wassers und der unendlichen Weite. Solange Menschen Farben erkennen, erleben sie über sich das verlässliche Blau des Himmels als eindrucksvolles Farberlebnis unbegrenzter, ferner Tiefe. Erst wenn der Himmel grau und dunkel ist, droht Gefahr.
Auf Fotos aus dem Flug in das Weltall kann man unsere Erde in ihrer wunderbaren blauen Erscheinung bewundern (Der blaue Planet). Blau ist eine der bevorzugten Farben. In Deutschland ist Blau unverändert über die Jahre die beliebteste Farbe und hält sich trotz gewisser Modetendenzen konstant. In Volksliedern und Schlagern wird Blau von jeher als Gefühlsübermittlung besungen.

Nach einer Untersuchung von Eva Heller bevorzugen Blau 36% der Frauen und 40% der Männer. Das ist ein Durchschnitt von 38% für diese Farbe.

Donald Hoffman, Professor am Institut für Kognitive Wahrnehmung an der University of California in Irvine hat herausgefunden, dass ein Kleinkind schon mit acht Wochen Farben erkennen kann. Mit zwölf Wochen hat das Kleinkind klare Farbvorzüge. Bevorzugt wird Blau, dann Violett, Rot, Türkis Gelb und Grün.

Blau ist mit RAL 5015 Himmelblauals Kennzeichnung von Rohrleitungen nach DIN 2403 für Sauerstoff festgelegt und mit RAL 4001 Rotlila für Laugen.

Zur Bestimmung der Himmelsfarbe entwickelte der Schweizer Benedict de Saussure (1740-1799) das Cyanometer, ein Instrument zur Messung der Nuancierung und Farbintensität der blauen Himmelsfarbe. Auf einem Kreis ist eine Farbskala aufgetragen, die von weiß über Blautönungen bis zu schwarz reicht. Mit dieser Farbskala wird die Himmelsfarbe verglichen und so ermittelt. Im 18.Jahrhundert kam das Cyanometer in Mode und wurde von Alexander von Humbold (1769-1859) auf seinen Lateinamerika-Expeditionen 1799-1805 zur Bestimmung der unterschiedlichen Himmelsfärbungen benutzt. Im Vergleich der Intensität Himmelsfärbung zur Pigmentfarbe des Cyanometers ist das aber nur annähernd möglich.

Blau, die Babyfarbe der Knaben. Allerdings heute als Geschlechterkennzeichnung überholt.   Die größte Beliebtheit der blauen Farbe (Ultramarinblau) im Altersverlauf liegt bei 15 - 16 Jahren (nach einer Untersuchung von Dr. H. Frieling), dagegen Rot bei einem Alter von 9 - 10 Jahren.

Die Blaublindheit (Tritanopie), eine Farbfehlsichtigkeit ist genetisch bedingt und sehr selten. Bei den Betroffenen fehlen die Blau-Zapfen in der Netzhaut. Betroffen sind ca. 0.002% der Männer und 0.001% der Frauen.

Die Eigenhelligkeit von Blau beträgt: dunkles Blau / Ultramarinblau ca. 35%, mittleres Blau ca. 45% und Himmelblau ca. 70%.

Der Maler Yves Klein (1928-1962) hat einen bestimmten Blauton (Ultramarinblau IKB International Klein Blue) entwickelt und patentieren lassen.

In der Modernen Kunst hat Blau besondere Bedeutung erlagt. Picasso malte von 1901-1904 im Stil der „Blauen Periode“. Die Gruppe „Der Blaue Reiter“, eine einflussreiche Künstlergruppe, wurde 1911 in München gegründet. Ihr gehörten u.a. Franz Marc, Wassily Kandinsky, Paul Klee und August Macke an. Die Künstlergruppe „Blaue Rose“ gehörte um 1907 zu den bekanntesten Bewegungen der russischen Avantgarde.

Im Mittelalter hatte Blau besonders in den Glasfenstern der Kathedralen große Bedeutung (z.B. Chartres, Reims). Blaues Glas sollte u.a. Böses abwenden.
Blauumrandete Fenster in arabischen Ländern, auch in Portugal und Österreich, wurden als Abwehr gegen böse Geister verstanden, aber auch als Abwehr gegen Insekten. Ein weiterer Hinweis besteht, dass in orientalischen Ländern die Aufmerksamkeit wohlwollender Außerirdischer, die im blauen Himmel leben, auf die Bewohner eines Hauses gelenkt werden sollte. In vielen Ländern der Erde findet man bis heute Blau als Abwehr von Bösem. Ein blauer Farbtupfer hinter dem Ohr der Braut soll in Marokko die Kraft des Bösen bannen. In Armenien benutzt man blaues Glas, um das Böse fern zu halten.
In Griechenland werden auch heute noch die Aussteuerkisten der Frauen gegen übernatürliche Gefahren „verteidigt“. Blaue Glasperlen und blaue Amulette sollen dabei das Böse fernhalten.
Von Albanien bis Palästina werden wertvolle Tiere mit blauen Glasperlen vor dem bösen Blick geschützt.
Ein ganz bestimmtes Blau von Tischen und Stühlen gehört bis heute zum gewohnten Bild bei der Möblierung in Griechenland. Leider immer mehr ersetzt durch Allerweltsplastik.
In Persien werden den Kindern blaue Perlen auf Kleidungsstücke gestickt, um sie vor bösen Geistern zu schützen.

Der „Amor mit brennendem Pfeil“ von Hans Baldung Grien (1484/85-1545) ist mit blauen Flügeln sehr eindrucksvoll dargestellt (Augustinermuseum, Städtische Museen Freiburg).

Blau war die Opferfarbe der Mayas. Die Maya-Priester malten sich blau an, wenn sie dem Opfer das noch schlagende Herz aus dem Leib schnitten.

In Bayern im Leizachtal ist Christus an einem Kruzifix mit blauem Bart zu sehen.

Maria wird traditionell in Blau dargestellt: der blaue Marienmantel (Himmelsmantel). In romanischen Ländern wurden Kinder oft der Maria geweiht. Zum Zeichen kleidete man sie bis zum siebten Lebensjahr in blau. In Deutschland wurde die hellblaue Farbe in katholischen Gebieten Hessens und Badens von jungen Mädchen zur Kommunion getragen. In protestantischen Gegenden in Schaumburg-Lippe (Bückeburg) erschien Blau als Konfirmations- und Abendmahlskleidung. Die Verbindung allerdings mit der „Marienfarbe“ ist hier noch ungeklärt. 
In der altjüdischen Tradition mussten hebräische Priester ein blaues Gewand tragen. Dieses sollte an die Nähe des Himmels erinnern.
In Indien sind den Wochentagen Farben zugeordnet. Noch heute gibt es Menschen, die sich in den Farben der Wochentage kleiden. Am Samstag, dem Shanivar, dem Tag des Saturns, tragen sie dunkelblau.
Die Bewohner der indischen Stadt Jodhpur haben ihre Stadt blau angestrichen. Wie es zu dieser blauen Bemalung gekommen ist, ist nicht bekannt. Die Bewohner meinen, das die Farbe Blau ein Mittel zur Abwehr von  Moskitos sei. Sicherer ist, dass die Farbe als Markierung für die Häuser der Brahmanen diente. (Peter Pannke, ark 03/2009)

 

Zur Psychologie der Farbe Blau

Psychologisch hat Blau auf das menschliche Gemüt die gegenteilige Wirkung von Rot. Blau wirkt beruhigend und entspannend. Blau sucht nach innen, wie Rot nach außen drängt. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei längerem Betrachten von Dunkelblau „die Atmung langsamer wird, dass Puls und Blutdruck sinken.“ (Prof. Dr. Kurt Gaik)

Blau, die Farbe des Gemüts, des Träumers und vor allem die Farbe der Sehnsucht, der Sanftheit und der Tiefe. Die Farbe steht für Treue, Verlässlichkeit, Wahrheit, Pünktlichkeit, Reinlichkeit.
Weitere psychologische Bedeutungen: Weite, Kühle, Klarheit, Entrücktheit, Vertrauen, Intellekt, Luftigkeit, Frische, Unendlichkeit. In der Werbung wird die blaue Farbe wegen ihrer Beliebtheit und positiven Assoziationen mit Erfolg eingesetzt. Vorträge vor blauem Hintergrund erwecken Vertrauen, Rechtschaffenheit, Beständigkeit, Frieden. Die meisten Auftritte der Politiker vor der Presse finden vor blauem Hintergrund statt.

Die Wirkung von Blau als emotionales Erlebnis lässt sich sehr deutlich an einem Porträt von Andy Warhol (1928-1987) ablesen. Ein und dasselbe Frauenportrait wird mit orangenem und blauem Hintergrund dargestellt und man glaubt, unterschiedliche Frauentypen zu erleben. (Museum Brandhorst, München)

Untersuchungen zu Gefühlsbestimmungen von Farben wurden von vielen Wissenschaftlern angestellt. Zur Farbe Blau von Stefanescu-Goanga(Schüler Wundts,   Die Wundtsche Farbkugel 1874): Die Gefühlsbestimmung des Blau „wurde einstimmig als beruhigend, etwas deprimierend, friedlich, ruhig-ernsthaft charakterisiert“. Bezeichnungen wie: „sehnsüchtig, träumerisch“ kamen auch öfter vor. Blau erinnert assoziativ an Himmel und See.
G.J. von Allesch kommt über „Die ästhetische Erscheinungsweise der Farben“ 1924 bei Blau zu folgenden Aussagen: Im Testergebnis wird Blau „als Farbe der Introversion, als Farbe der affektiven Regulation und  Steuerung“ gewertet. Eine ansteigende Blau-Häufigkeit wurde bei 14jährigen Knaben festgestellt.
Ernst Jünger schreibt über Blau: „In dieser Farbe deuten sich die beiden Flügel des Geistes an: das Wunderbare und das Nichts. Sie ist der Spiegel der geheimnisvollen Tiefen und der unendlichen Entfernung. So ist uns das Blau vor allem als die Himmelsfarbe vertraut. Blau ist die Farbe der äußersten Orte und der letzten Grade, die dem Leben verschlossen sind. Sie nähert sich dem Ruhenden und weicht vor dem Bewegten zurück.“ Im Abenteuerlichen Herz schreibt Ernst Jünger weiter über die blaue Farbe: „Das Blaue dagegen ruft das Gefühl der Entfernung und Verzögerung hervor.“ In dem Buch Eine lange Nacht von Martin Mosebach geht es ihm vor allem um die Farbigkeit der Sprache. Mosebach bedient sich der Farbpalette Goethes. Blau benutzt Mosebach unter anderem, um die Ferne zu unterstreichen. Claudio Magris schreibt in seinem Buch Die Welt: en gros und en détail: „Das Paradies ist blau, schon wegen der Entfernung.“

Prof.Dr. D.Höger über Blau : Diese Farbe wurde recht einheitlich als beruhigend, etwas deprimierend, friedlich, ruhig-ernsthaft und träumerisch geschildert. Die Atmung erwies sich als verlangsamt. Das dunklere Indigo wurde als beruhigend, sanft und melancholisch geschildert. Anders Violett. Nach den Schilderungen wirkt es deprimierend, niederdrückend, sehnsüchtig, traurig, sehr melancholisch, häufig aber auch in einer ganz spezifischen Weise erregend, die als eine Mischung aus Depression und Beruhigung beschrieben wird. Meist war Violett mit Unlust verbunden, selten mit Lust. Die Atmung war verlängert und verflacht, der Puls verkürzt und erniedrigt.
In der Übersicht  „Modernen American Color Association table“ nach Faber Birren (1900-1988) ist Blau mit „transparent, wet, cold, sky, water, ice, subduing, melancholy, contemplative, sober, gloom, fearfulness, furtiveness“ aufgeführt.
Blau, die Farbe der Melancholie, der Versunkenheit, Introversion, Zartheit, Sehnsucht, Treue und Wahrheit. Negative Assoziationen zu Blau können „kalt, diffus, nebelhaft, und distanziert“ sein.

Dass Blau die Kreativität anregt, haben  kanadische Forscher herausgefunden. Getestet wurde die Wirkung von Farben an einem Bildschirmhintergrund. Versuchspersonen vor blauen Computerbildschirmen schnitten bei kreativen Aufgaben besser ab, als Versuchspersonen  vor  andersfarbigen Bildschirmen. (Juliet Zhu, University of British Columbia)   
Diese Ergebnisse  haben weitreichende Konsequenzen für die Werbeindustrie und für  die  Farbgestaltung von Unterrichtsräumen (Förderung von Lösungsstrategien).  Blau vermittelt ein Gefühl von Sicherheit, Freiraum, Unbegrenztheit und schaltet Vorsichtsmaßnahmen aus. Rot dagegen verbinden wir immer mit Warnungen und Fehlern. So entsteht bei der Wahrnehmung von Blau Freiraum für Innovationen. Es ermutigt uns, außerhalb des gewohnten Rahmens zu denken und kreativ zu sein, sagen die Forscher. Blau verbinden wir immer mit der Weite des Himmels, mit Freiheit, Frieden und Ruhe. Man traut sich dann eher, seinen Inspirationen freien Lauf zu lassen.

Wie Leonardo da Vinci (Codex Urbinas) das blaue Meer sah:
Das Meer mit seinen Wellen hat keine einheitliche Farbe, sondern wer es vom Festland aus sieht, dem erscheint es dunkel; und um so dunkler, je näher es dem Horizont ist, und er sieht auch einige helle Stellen der Glanzstellen, die sich langsam bewegen gleich weißen Schafen in einer Herde, und wer das Meer auf hoher See sieht, dem erscheint es blau. Und das kommt daher (dass nämlich vom Festland aus das Meer dunkel erscheint), dass du darin die Wellen siehst, die die Dunkelheit der Erde widerspiegeln, und auf hoher See erscheinet es dir blau, weil du in den Wellen die blaue Luft von Ihnen selbst widerspiegelt siehst.

Blau erscheint weiter entfernt. Betrachtet man Farbkombinationen, so erscheint Blau immer weiter entfernt als alle anderen Farben. Blau kann die Illusion von Perspektive schaffen.

Räume oder Flächen in Räumen in Blau wirken weiter, größer, beruhigend, konzentrierend.

Warum ist der Himmel blau? Zwischen der Finsternis das Weltalls und dem Beobachter liegt eine beleuchtete Trübe. Wir schauen durch eine durchleuchtete Dunstschicht in die Schwärze des Weltalls (Trübe vor der Finsternis / Rayleigh-Streuung). Dieses Phänomen lässt sich auch erkennen in der Fernwirkung von Bergketten. Je weiter die Berge entfernt sind, je blauer erscheinen sie. Luftperspektive nennen die Maler dieses Phänomen. So wird ein grüner Berghang, je weiter er vom Betrachter entfernt liegt, zu einem blauen (Die blauen Berge). Die gegenteilige Wirkung entsteht bei Trübe vor dem Licht. Je mehr trübe Dunstschichten zwischen Betrachter und Licht treten, desto roter erschein der Gegenstand (Untergehende Sonne).

Schatten im Schnee erscheinen blau (Goethe Die Harzreise) durch die vermehrte Streuung von kurzwelligen Strahlen. Bei blauem Himmel sieht die Wasseroberfläche blau aus. Bei diesen Lichtbedingungen wird überwiegend kurzwelliges Licht reflektiert.
Noch deutlicher wird das Blau unter der Wasseroberfläche. Schon nach wenigen Metern fehlt das langwellige Licht und es erscheint alles in Blau.

Goethe schreibt in seiner Farbenlehre von 1791 Beiträge zur Optik (Didaktischer  Teil) :
„Gegen die Reize der Farben, welche über die ganze sichtbare Natur ausgebreitet sind , werden nur wenige Menschen  unempfindlich bleiben.“
Über die „Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe Blau“ schreibt Goethe in den Kapiteln: 778: „So wie Gelb immer ein Licht mit sich führt, so kann man sagen, dass Blau immer etwas Dunkles mit sich führe.“
779: „Diese Farbe macht für das Auge eine sonderbare und fast unaussprechliche Wirkung. Sie ist als Farbe eine Energie; allein sie steht auf der negativen Seite und ist in ihrer höchsten Reinheit gleichsam ein reizendes Nichts. Es ist etwas Widersprechendes von Reiz und Ruhe im Anblick.“
780: „Wie wir den hohen Himmel, die fernen Berge blau sehen, so scheint eine blaue Fläche auch vor uns zurückzuweichen.“
781: „Wie wir einen angenehmen Gegenstand, der vor uns flieht, gern verfolgen, so sehen wir das Blaue gern an, nicht weil es auf uns dringt, sondern weil es uns nach sich zieht.“
782: „Das Blaue gibt uns ein Gefühl von Kälte, so wie es uns auch an Schatten erinnert. Wie es vom Schwarzen abgeleitet sei, ist uns bekannt.“
783: „Zimmer, die rein blau austapeziert sind, erscheinen gewissermaßen weit, aber eigentlich leer und kalt.“
784: „Blaues Glas zeigt die Gegenstände im traurigen Licht.“

Novalis liebte die Farbe Blau. Für ihn hatte der Zustand des vollkommenen Nichtseins diese Farbe.
Im Farbpyramidentest vonPfister wird die Farbe Blau als introvertiert, als Farbe der effektiven Regulativen und Steuerung gewertet. Prof.Lüscher wertet in seinem Test Blau als „entspannte Empfindsamkeit, die das Ideal in der Einheit sucht“ und weiter bezeichnet er Blau als „Verweilende Zärtlichkeit, Hingabe, Geborgenheit“. Nach Lüschers Untersuchungen steigert sich das Bedürfnis nach Blau bei Erschöpfung und Erkrankungen. Dr. Heinrich Frieling ordnet in seinem Farbtest Blau (Ultramarinblau) dem aufnahmefähigen, abwartenden Typ zu und sieht ebenso wie Lüscher in Blau die Suche nach Entspannung und innerer Reizverarbeitung. Machtziele werden nach Frieling bei Blauliebhabern selten angesprochen, sondern lieber ideale Zielsetzungen gesucht. Weiter wird die Wirkung der blauen Farbe mit: vertiefend, konstruktiv, ernst, gemütvoll, Klarheit, Himmelsweite und leise beschrieben.

Kandinsky sieht in Blau „die Vertiefungsfarbe, vom Menschen weg zum eigenen Zentrum“. In seinem Buch Das Geistige in der Kunst schreibt er: „Je tiefer das Blau wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem.“

Marienblau Die Farbe der Maria in der christlichen Kunst ist Blau (Marienblau). Der blaue Mantel der Maria. Schützend wie das Himmelblau.

Die blaue Blume der Romantik. Das geheimnisvolle Symbol der romantischen Sehnsucht. 1802 in Novalis´ Heinrich von Ofterdingen träumt der junge Held von einer blauen Blume. Sie wächst zwischen blauen Felsen, an einer blauen Quelle. Am Ende  träumt er, wie er ein Mädchen auf dem Grund eines blauen Flusses liebt.

Blaue Irrlichter locken Wanderer in den Mooren in das Verderben

Den blauen Brief bekamen früher Offiziere als Entlassungsschreiben. Heute kommt er von der Schulleitung oder vom Finanzamt. Wird allerdings durch grüne oder graue Altpapiere ersetzt. Aber immer noch löst der Begriff „Blauer Brief“ etwas unangenehmes aus. Aber es liegt wohl im Widersprüchlichen des Blauen, dass diese Gefühle überlagert werden können. Siehe Assoziationstest Briefbögen.

Wenn in Deutschland einer „blau“ ist, ist er betrunken. Ist im englischsprachigem Raum jemand „blue“,  ist er traurig, er hat den Blues. Charles Aznavour singt in einem seiner Lieder aus Liebeskummer „Ich habe Venedig blau werden sehen, weil sie mich verlassen hat.“ „Yestertay when I was young, the moon was blue.“ Blue Moon, ein bekannter Jazztitel. Miles Davis hat eines seiner schönsten Jazz-Alben Kind of Blue betitelt und Duke Ellington hat in seinen Kompositionen der Farbe Blau zahllose Titel gewidmet (z.B. Azure, Blue Again, Blue Ramble, Blue Goose). (siehe auch Blau im Sprachgebrauch ) In Borneo ist Blau die Farbe der Trauer.

Blauäugig das Leben sehen, kann man auch mit braunen Augen. Blauen Augen traut man eher als dunklen. Man sagt, dass die blauen Augen der Frauen noch schöner werden, wenn sie öfter in den blauen Himmel schauen. Im allgemeinen gelten blaue Augen als schön. Nicht so in China und den arabischen Ländern. Hier gelten blaue Augen als hässlich. In den arabischen Ländern sieht man in blauen Augen ein böses Zeichen.
Auf jeden Fall ist es mit Gefühlsregungen verbunden, wenn wir einem Menschen in die Augen schauen. Immerhin nehmen die Augen als Sinnesorgan etwa 70% aller Informationen auf.
Die Augenfarbe wird durch Pigmente (Melanin) der Eigenschicht der Regenbogenhaut bestimmt. Bei blauen Augen ist die Regenbogenhaut nicht pigmentiert und erscheint daher blau.
Nach einer Studie der Universität Tromsö bevorzugen blauäugige Männer Frauen mit blauen Augen (Bruno Laeng). Die Psychologen erklären diese Vorliebe damit, dass die Augenfarbe eines Kindes ein einfaches und offensichtliches Indiz für die Vaterschaft ist.
Zwei blauäugige Eltern können aus genetischen Gründen gemeinsam nur blauäugige Kinder haben. Kommt aus dieser Beziehung ein braunäugiges Kind zur Welt, kann der blauäugige Mann nicht der genetische Vater sein. Hingegen können zwei braunäugige Eltern auch Kinder mit blauen Augen zeugen (Nachrichten Wissenschaft - WELT Online).
Bei der Geburt allerdings haben alle Menschen für einige Zeit (ca. sechs Wochen bis zu einem Jahr) blaue Augen. Nur ca. 10% aller Menschen weltweit haben blaue, grünblaue oder grüne Augen. In Finnland sind blaue Augen am häufigsten mit 90% bei der Bevölkerung vertreten. Nach Aussagen des Genforschers Hans Eiberg von der Universität Kopenhagen hat sich die Entwicklung von blauen Augen erst vor geschätzten sechzehntausend Jahren durch Mutation ergeben. Die Augenfarbe wird als unveränderliches Körpermerkmal im Personalausweis eingetragen. Mit der Augenfarbe ist die Einfärbung der Iris gemeint. Sie ist der Teil der Augen, die von Dichtern und Schlagersängern unermüdlich beschrieben und  besungen wird.
Aber Achtung, heute braucht sich niemand mehr mit seiner Augenfarbe abzufinden. Farbige Kontaktlinsen bieten alle Möglichkeiten der Farbveränderung.

Das „blaue Blut“ der Adligen ist rot. Der Begriff „blaublütig“ stammt aus dem Spanischen. Die adligen Spanier waren viel hellheutiger als die übrige sonnenverbrannte, arbeitende Bevölkerung. Die Adligen mieden die Sonne, da hellheutig als vornehm galt. Durch die hellere Haut erschien das Blut in den Ader blau.

Der Blaustrumpf. Damit waren noch vor wenigen Jahren die emanzipierten Frauen gemeint. Der Begriff stammt aus England um 1750. Im Salon der Schriftstellerin Lady Elizabeth Montagu, ein kulturelles Ereignis, trug ein Freund der Schriftstellerin, der Botaniker Benjamin Stillingfleet anstelle der üblichen schwarz-seidenen einfache blaue Wollstrümpfe. So wurde die blaue Farbe zum Symbol für Bildung anstelle von schwarzer Eleganz. Es gab dann später „Blue-Stocking-Clubs“. Diese Clubs waren Zusammen-künfte kulturell Interessierter. Die Treffen waren überwiegend für intellektuelle Frauen etabliert, da sie zu der Zeit keinen Zugang zu den Universitäten hatten. So galt der Begriff „Blaustrumpf“ dann ausschließlich diskriminierend für Frauen, die nicht das taten, was Männer von ihnen erwarteten. Den „Bas Bleus“, wie sie in Frankreich genannt wurden, widmete Honoré Daumier eine Serie sarkastischer Darstellungen. Oscar Blumenthal nahm 1887 die Blaustrümpfe satirisch aufs Korn:

Blaustrümpfe
All Eure poet´schen Siebensachen -
Ich schätze sie nicht ein Pfifferlein.
Nicht sollten Frauen Gedichte machen:
Sie sollten versuchen, Gedichte zu sein.

 

Ebenso eine Geschlechtsgenossin, Marie von Ebner-Eschenbach: Sankt Peter und der Blaustrumpf.

Heute ist vergessen, was die blaubestrupften Damenbeine betrifft. Die Blicke der Männer haben sich mittlerweile  an die blaue Farbe gewöhnt.

Blaustrumpf“ war aber auch im 17. und 18.Jahrhundert der Spottnahme für Gerichts-diener, die oft blaue Strümpfe trugen. Nach dem Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm hat die Bezeichnung „Blaustrumpf“ die Bedeutung von Angeber oder Verleumder. In Johann Sebastian Bachs Hochzeits-Quodlibet von 1707 ( BWV 524 ) heißt es “.... und mancher Hofbedienter trägt blaue Strümpfe an, .....“.

Synästhetiker bringen die Farbe Blau mit dem Ton C in Verbindung. Für Kandinsky, einen der berühmtesten Synästhetiker, war die Farbe Blau ein Cello. Joseph Roth schreibt in einer seiner Erzählungen vom „Klang eines dunkelvioletten Cellos“.

 

Farbassoziationen

Untersuchungen über Farbassoziationen, die Janiesch-Farbenplanung in den letzten Jahren durchgeführt hat, ergaben zu Blau folgende Ergebnisse:

  • Test Briefumschläge: Es wurden Briefumschläge in rot, gelb, blau, grün, schwarz und    weiß vorgelegt. Die Frage: In einem dieser Briefe ist für sie eine gute oder eine schlechte Nachricht enthalten. Die gute Nachricht wurde mit 33% im blauen Briefumschlag erwartet.
  • Kindern im Alter von 6-10 Jahren einer Grundschule entschieden sich für ihre Lieblingsfarbe mit 14% für  Blau.  (Aktuelle Ergebnisse 2011)
  • Blau fand als Vorzugsfarbe bei Behinderten mit 5-6% keine größere Beachtung.
  • Die Wunsch-Bettenfarbe für Kliniken bei einer Befragung von Pflegepersonal ergab eindeutig Blau.
  • Türfarben und ihre Farbbedeutung  Es brennt. Sie haben die Möglichkeit, durch eine der Türen ins Freie zu gelangen. (Es waren mehrere Türfarben angeboten, u.a. Rot, Blau, Grün, Schwarz.) Welche Türfarbe würden Sie wählen? Durch Türen in blauer Farbe würden nur 4% der Befragten bei Gefahr laufen.
  • Bei der Frage : Welche Farbe bezeichnen Sie als heiter? war Blau nicht vertreten.
  • Untersuchungen über Duftassoziationen. Getestet wurden: Mottenpulver Hellblau 5%, Ammoniak Türkisblau-hell 7%, Pfefferminz Hellblau 5%, Essig Hellblau 8%, Äther  Türkisblau-hell 8% / Grünblau-hell 17%, faule Eier violettblau-dunkel 5%.
  • Geschmackstest. Getestet wurden Farbassoziationen zu: süss / sauer / salzig / bitter / scharf / mild. Bis auf salzig - türkisblau 9%, Blau 7%, Hellblau 6% war Blau ohne  Bedeutung.

Bis auf die Befragung zu den farbigen Briefumschläge auf den Inhalt hin und die Geschmacksassoziation zu Salz, hatte Blau keine große Bedeutung in den Testreihen. In den Untersuchungen von Eva Heller (s.u.) ist abzulesen, welche assoziative Bedeutung Blau für weitere Begriffe hat.

Nach Untersuchungen über Farbassoziationen, Eigenschaften und Gefühlen von Eva Heller, wir Blau vorwiegend mit Begriffen wie Ferne 65%, Kühle 51%, Vertrauen 44%, Wahrheit 32, Treue 31%, Freundschaft 30%, Sehnsucht 30,%, Ehrlichkeit 28%, Erfrischend 26%, Klugheit 25%, Stille 25%, Sachlichkeit 24%, Ruhe 22%, Freundlich 22%, Beruhigung 21%, Phantasie 19%, Erholung 18%, Sauberkeit, Reinheit 12% verbunden.

Nach einer Darstellung über die Assoziationen zu Blau (www.metacolor.de) wird Blau in Verbindung gesehen mit den Begriffen: Ferne, Weite, Kühle, Kälte, Vertrauen, männlich,unendlich, sportlich, Entspannung, Harmonie, Sympathie, Treue, Mut, Freundschaft, Zuverlässigkeit, Sehnsucht, Selbständigkeit, erfrischend, Leistung, Stille, Konzentration, Freundlichkeit.

 

Die Signalwirkung von Blau

Beim Essverhalten spielen Farben psychologisch eine nicht zu unterschätzende Rolle (Man isst ja mit dem Auge). Je bunter und aktiver die  Farben, desto appetitanregender. Da es nur wenige Nahrungsmittel gibt, die blau sind, bis auf den Blauschimmel im Käse, die Pflaume oder die blaue Weintraube, wird ein blaues Brot, eine blaue Rehkeule oder eine blaue Birne schockierend wirken. Blau spielt daher bei appetitanregenden Farben eine negative Rolle. Blaue Farbstoffe werden daher nur sehr selten in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt.

Für die Blaueinfärbung von Lebensmitteln sind einige Farbstoffe zugelassen. (Infos über www.zusatzstoffe-online.de): E 131 Paventblau V, E 132 Indigotin, E 133 Brilliantblau.

Ein erfrischendes Getränk Blue Birdy: Eine Sektschale mit zerstoßenem Eis füllen. Eine Scheibe von einer Bio-Orange vierteln und zwei Stücke davon zum Eis geben. Zuerst 4 cl Curacao, dann mit 100ml trockenem Sekt übergießen. Mit Melisse-Blättern garnieren.

Der Mensch erlebt es täglich bewusst oder unbewusst und ist davon überzeugt, dass die Gegenstände der Außenwelt sich farbig darstellen: der Himmel  blau, der Schnee weiß, das Gold gelb, die Wiese grün usw. Dass das so ist, weiß er aus Erfahrung und er wäre irritiert, wäre es anders. Eine runde Frucht in blau wird immer als Pflaume bezeichnet. Färbt man sie orange, als Apfelsine, gelb als Zitrone usw. Man stelle sich nur vor, der Himmel wäre eines Tages giftgrün und das Gras blau. Die Telefone würden heiß laufen. Daher auch keine grünen Deckenflächen. Es sei denn, man will einen bestimmten Effekt erreichen. Alfred Hitchcock ließ einmal ein Dinner servieren, dass nur aus blauen Speisen bestand. Ein echter Hitchcock-Schock.

Ohne Farbe wäre ein Überleben nicht möglich. Wir benötigen die Farbe, um uns zu orientieren. Ich werde nie vergessen, wie meine kleine Tochter fast ertrunken wäre, als sie in einen mit  Entengrütze grün bedeckten Teich lief, im Glauben, dieses wäre eine grüne Wiese.

 

Vorzugsfarbe Blau

Der „blaue Menschentyp“: ein introvertierter, in sich gekehrter, ruhiger Typ mit klaren, strukturierten Gedanken. Sachlichkeit, Harmonie und Ausgeglichenheit sind ihm wichtig. Chaos, Unruhe und Hast sind ihm zuwider. Seine Gedanken sind tiefgreifend und ständig auf der Suche nach Wahrheit. Für Außenstehende wirkt er oft kühl und distanziert. Er zeigt seine Gefühle nicht gern und kann sich eher mit intellektuellen Menschen verständigen. Er schätzt Ruhe und vermeidet es, in laute und spektakuläre Events hineingezogen zu werden. Partys und lauter Umgang sind nicht seine Stärke.

 

Farbe Blau und Kleidung

Da der Mensch die Fähigkeit hat, Farben zu sehen (ca. 3 Millionen Nuancen) und zu empfinden, hat das zur Folge, dass er auch in seiner gestalteten Umgebung Farbe sehen möchte. Das gilt besonders für das, was er hautnah spürt: die Kleidung, sichtbar und unsichtbar.
Für Blau gilt:  Blaue Kleidung wirkt unauffällig, korrekt, elegant und kann zu jeder Gelegenheit getragen werden. Chopin legte sehr viel Wert auf seine äußere Erscheinung. Er kleidete sich geschmackvoll, elegant. Seine Lieblingsfarbe war Taubenblau.
Der Österreicher Levi Strauss fertigte ab 1850 aus strapazierfähigem Baumwollstoff blaue Arbeitskleidung (Preisgünstiges blaues Färbemittel ). 
In den dreißiger Jahren entdeckten amerikanische Collegestudenten die „blauen Hosen“ als Freizeitkleidung. Von den GI's nach Europa gebracht, griffen die Jugendlichen nach dem zweiten Weltkrieg die „Ami-Hosen“ als Freizeitmode auf.  Die Blue Jeans ist in ihrer Farbe heute für Männer und Frauen gesellschaftsfähig geworden, bis hin zu der Perversion künstlich zerrissener und verblichener Jeans als besonders Statussymbol. Der feine Anzug, das feine Kleid, das elegante Auto sind traditionsgemäß schwarz. Gefolgt von Dunkelblau. Gewohnheitsmäßig erwarten wir Politiker oder wichtige Personen in schwarzen Limousinen und Anzügen. Eine Testreihe zeigt Männer in unterschiedlich farbigen Anzügen. Die in dunkle Anzüge gekleideten Männer wurden eindeutig als die wichtigsten Personen gesehen. 
Blau würde uns nicht erschrecken, wie etwa die Römer, als sie den blau bemalten keltischen Kriegern gegenüberstanden. Aber das alles z.B. in rosa? Könnte sich der Leser einen Politiker in einem rosa oder grünen Anzug vorstellen? Gildo Horn ja. Das nur am Rande zur Wirkung, Symbolkraft und Bedeutung von Farbe.

Blau ist zur beliebtesten Bekleidungsfarbe nicht nur in Deutschland geworden. Allerdings Unterwäsche in blau ist selten.

Die blaue Bluse. Eine Frau im blauem Oberteil. Ein Durchschnittstyp, befandt eine Gruppe männlicher Probanden. Dieselbe Frau in einem feuerrotem Oberteil, zeitversetzt gezeigt, erzeugte bei den selben Testpersonen hohe Aufmerksamkeit und großes Interesse. Es ergab fast eine doppelt so hohe Bereitschaft, 100 Dollar für ein Essen zu investieren, als bei derselben Frau im blauen Oberteil. Das nur die Farbe des Oberteils verändert war, wurde den Probanden nicht bewusst (Psychologische Testreihe Andrew Elliot von der Universität Rochester).

Der blaue Sportdress. Bei den Olympischen Spielen in Athen gewannen Ringer und Boxer in blauer Kleidung weniger Kämpfe als rot gekleidete (Russel Hill, Robert Barton, Anthopologen aus GB).

Da die blaue Farbe mit Indigo billig in Stoffe einzufärben war, war blaue Berufskleidungen neben der Blue Jeans die klassische Bekleidung der Goldgräber und Cowboys und ist in unserer Freizeitkultur bis heute üblich. „Die blauen Ameisen“ in China, als Kennfarbe für die arbeitende Bevölkerung gedacht. Die blaue Arbeitskleidung, der „Blaumann“ oder „Blaue Anton“, auch hier üblich, die blaue Kittelschürze in Südtirol.

Rot war im Mittelalter dem Adelsstand vorbehalten. Wogegen Blau von der Bevölkerung getragen werden durfte. Aber je leuchtender ein Blau war, desto höher der gesellschaftliche Status. Je teurer, desto höher angesiedelt, wie heute. Wenn ungebleichte Wolle mit Waid gefärbt wurde, entstand ein trübes, dunkles Blau. Dagegen hatte die gefärbte Seide ein leuchtendes, edles Blau. Im 13.Jahrhundert begannen die französischen Könige, die Krönungsmäntel leuchtend blau zu tragen und lösten damit den Purpurmantel als Zeichen der Königswürde ab. Das Blau für Königsmäntel blieb die bevorzugte Farbe bis zum Ende des 18.Jahrhunderts. Als im Zeichen barocker Machtentfaltung unter Ludwig XIV. blau am Hofe zur Modefarbe wurde, hatte das auch Einfluss auf die Fürsten der übrigen europäischen Höfe. Der Bayrische Kurfürst Max Emanuel ließ sich im glänzend blauen Justaucorps darstellen. Und auch Friederich II. von Preußen bevorzugte blaue Kleidung. Am englischen Hof ist diese Farbe bis heute noch sehr beliebt.
Als das Färbemittel Indigo, das in Frankreich und Deutschland lange Zeit verboten war, im 18.Jahrhundert wieder gestattet wurde, wurde Blau zu einer beliebten Modefarbe für einfache Kleidung.
Goethe kleidete den jungen Helden in seinem Roman Die Leiden des jungen Werther nicht in einen Frack aus Seide, sondern in einen einfachen, blauen Tuchfrack. Als der Roman 1774 erschien, wurde bei vielen jungen Leuten Blau eine Modefarbe als Ausdruck von Freiheit und Auflehnung gegen höfische Sitten. Als Goethe selbst diese Kleidung  trug, als er nach Weimar kam, fand diese Farbe dort so großen Anklang, dass sie als Mode übernommen wurde.
Dunkelblaue Uniformen wurden vom „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm (1620-1688) eingeführt. Als Brandenburg zum Königreich Preußen wurde, hieß die dunkelblaue Farbe „Preußischblau“. Nachdem Napoleon die französischen Armeen in Blau kleiden ließ, trugen Mitte des 19.Jahrhunderts die meisten Armeen in Europa dunkelblaue Uniformen. Bayern setzte sich in einer eigenen, hellblauen Farbe ab. Man geht davon aus, dass die preußischen Truppen dunkelblau trugen, um die Wirtschaft der Waidbauern zu unterstützen. Blau, die  Farbe der Uniformen: „Die blauen Dragoner, sie reiten“. Im ersten Weltkrieg verschwanden alle Farben aus den Uniformen und wurden durch Tarnfarben ersetzt. Heute haben sich die Waffen geändert. Der kämpfende Mensch muss unsichtbar werden. Nur die Luftwaffe und die Matrosen („Die blauen Jungs“) in der Nähe von Himmel und Wasser tragen Blau.

Heute trägt die Feuerwehr, tragen Bus- und Zugfahrer, Wachpersonal und auch neuerdings die Polizei Blau. Das nun bessere Erscheinungsbild der Polizei in dunkelblau entspricht mehr der psychologischen Wirkung von Seriosität, Ordentlichkeit, Disziplin und Autorität, als die frühere, unappetitlich braun-beige Kleidung.
Die „Blauhelme“, die Helme der Friedenstruppe der Vereinten Nationen. Die Uniformen mancher Jugendgruppen wie z.B. der FDJ in der ehemaligen DDR waren blau.

In der Bekleidungsfarbe ist heute alles möglich und erlaubt. In der mittelalterlichen Welt waren die zu tragenden Kleiderfarben abhängig vom Ständesystem und der Kleiderordnung. Farbe war ein wichtiges Kennzeichen sozialer Gliederung.  Die Herrscher bunt, das Volk in grau, braun oder dunkelblau. Auch im Turnierwesen drückte sich  besonders deutlich die Bedeutung der Farbe aus. Die Familien hatten bestimmte Farben, für die sie stritten. Die gleiche symbolische Bedeutung der Signalfarben findet sich in den späteren Jahren von Tirol bis zur Ostsee wieder. „Wer etwa auf Rügen früher ein Mädchen mit blauer Schürze sah, wusste, dass „ihre bunte Zeit“ vergangen war!
Hing die blaue Schürze aber vor dem Haus, so galt das als Aufforderung für Heiratswillige (www.phil.uni.-passau.de).

Im 15.Jahrhundert wurden unterschiedliche Kleiderfarben für die Vertreter einzelner Fakultäten an französischen, italienischen und deutschen Universitäten festgelegt.  Blau galt für die Philosophen.
Die Bedeutung der Farbe Blau in der Bekleidung der Säuglinge und bei der Taufe für Knaben ist uns bis heute vertraut. Der Blick in manchen Kinderwagen zeigt uns Junge oder Mädchen. Weitgehend verliert diese Kennzeichnung an Bedeutung, da auf die geschlechtliche Unterscheidung heute weniger Wert gelegt wird.

Der Blaudruck fand in Deutschland und Österreich Verwendung in der einfachen städtischen Frauenkleidung. Im letzten Viertel des 18.Jahrhunderts trugen Bürgerinnen aus Salzburg und benachbarten Städten blaue Schürzen. Von den Städten übernahm Ende des 18. und im Lauf des 19.Jahrhunderts auch die ländliche Bevölkerung Blaudruckstoffe, vor allem wegen der Unempfindlichkeit. Ein Schwerpunkt in der Verbreitung in der Tracht war das Gebiet der Lausitzer Sorben, wo Blaudruck bis in das 20.Jahrhundert, zum Teil sogar bis nach dem zweiten Weltkrieg, in der Bekleidung für Frauen eine Rolle spielte.

In der kirchlichen Liturgie wechseln die Farben im Zyklus des Kirchenjahres. Die jeweilige Farbe des Kirchenfestes ist durch einen bestimmten Farbkanon festgelegt, den es seit dem 12.Jahrhundert gibt. Die Farben sollen eine Sinneswirkung auf Stimmung und Bewusstsein der Menschen ausüben. Die liturgischen Farben für Gewänder und Paramente werden in römisch-katholischen, anglikanischen und lutherischen Kirchen fast gleich verwendet. Papst Benedikt XVI. war bei der Messe in Mexiko im März 2012 blau gekleidet.

Liturgischen Farbfolge. Blau gilt als Farbe der Reinheit und wurde in vergangenen Zeiten für Marien- und Bekennerfeste eingesetzt und später durch weiß ersetzt. In einigen Gegenden in Deutschland wird heute noch Blau für Marienfeste verwendet. In Spanien ist es vorgeschrieben. In der Lutherischen Kirche – Missouri Synode in den USA ist Blau die alternative liturgische Farbe für die Adventszeit.

Blau wurde in vielen Gegenden in Deutschland als Heilmittel verwendet. Keuchhusten wird in einigen Gegenden auch als „Blauhusten“ bezeichnet, wahrscheinlich weil man blau anläuft aus Atemnot beim Husten. Noch vor einigen Jahren wurden in Südengland blaue Glasperlenketten gegen  Bronchitis getragen. Stillende Mütter trugen blaue Bänder oder Kordeln um den Hals, um Fieberanfälle zu verhindern. In Hessen wurde ein von Krämpfen geplagtes Kind mit einem blauen Tuch eingehüllt, in Baden mit einer blauen Schürze. Gegen Halsschmerzen sollten blaue Halstücher helfen. Blaue Lutschtabeletten gegen Hustenreiz sind heute noch im Handel.
In Braunschweig wurde ein Stück einer blauen Leinenschürze verbrannt und die Asche dann dem kranken Kind als Medizin gegeben. Aus welchem Grund Viagra Dragees als Potenzmittel blau sind, ist nicht nachzuvollziehen.

 

Blaue Mineralien.

Der blaue Hope-Diamant ist mit 44,5 Karat der berühmteste und sagenumwobenste Diamant der Welt, der vielen seiner Besitzer Unglück gebracht haben soll. 2009 betrug der Wert  200-250 Millionen Dollar.

Amazonit. Grünblauer bis blauer Stein aus der Mineralklasse der Silikate. Wurde im Alten Ägypten schon als Schmuckstein verarbeitet.

Aquamarin. Eine Varietät des Silikatminerals. Der Name ist aus dem Lateinischen aqua marina - Meerwasser abgeleitet und beschreibt seine zartblaue, durchsichtige Farbe. Der größte gefundene Stein wurde 1910 im brasilianischen Marambaia entdeckt mit einem Gewicht von 110,5 kg. Er ist der schwerste bis heute gefundene Edelstein.

Azurit. Ein mineralisches, wasserfreies Carbonat aus dem ein hellblaues Farbpigment gewonnen wird. Der Stein ist ein häufig vorkommendes Mineral. Vom dem französischen Mineralogen Francois Beudant erhielt er den Namen nach der Farbe Azur. Als Schmuckstein und Farbpigment lässt er sich schon im Alten Ägypten nachweisen. In esoterischen Kreisen wird diesem Stein große Bedeutung beigemessen. Allerdings ist das aus medizinischer Sicht eine unbelegte Pseudowissenschaft.

Sodalith. Ein blauer Stein aus der Mineralklasse der Silikate. Erstmals gefunden wurde der Stein in Westgrönland. Sodalith wird wegen der Fleckenbildung häufig zu Schmuck-steinen verarbeitet. Großflächige Fundorte sind heute in Bolivien, Brasilien und Indien. Der Stein aus diesen Fundorten wird hauptsächlich zu Bodenfliesen, Wandplatten und Fassadenverkleidungen verarbeitet.

Lapislazuli (siehe auch Ultramarinblau). Das wohl verbreitetste Malpigment. Ein wunderschönes Blau. Je nach Fundort ergeben sich unterschiedliche Farbvarianten. Die bekanntesten Fundstätten befinden sich im Hindukusch in Afghanistan. Die Gewinnungsstätte im Kokscha-Tal, in der heute noch Lapis abgebaut wird, war schon zu Zeiten der Alten Ägypter in Betrieb.

Lapislazuli ist seit etwa 7.000 Jahren als Schmuckstein bekannt. Sein Name leitet sich aus dem Lateinischen für Stein lapis,und dem Arabischen lazulumfür Blau ab. In Ägypten wurde erstmals aus Lapislazuli dieses leuchtend blaue Pigment gewonnen. Als Halbedelstein mit geschliffener Oberfläche findet man ihn als Augeneinlagerung  in der goldenen Totenmaske des Pharaos Tutanchamun. Bei den Griechen und Römern, später auch bei den südamerikanischen Indianerstämmen, war dieser Stein hochgeschätzt. In der christlichen Kunst trugen viele Madonnen diesen Stein. Heute gilt der Stein als Glücksbringer und soll beim Besitzer Weisheit und Ehrlichkeit fördern.
Lapislazuli spielte als Farbpigment in der Kunst eine bedeutende Rolle. Das Mineral wird zerkleinert, geschlämmt und zu einem Pigment zermahlen. Dieses Pigment wird heute noch hergestellt. Man benötigt ausgesucht reine Mineralien. Je reiner und leuchtender, desto kostbarer das Pigment. Die Herstellung ist sehr aufwendig. Daher war und ist das Pigment sehr teuer. Heute wird es mit ca. € 15.000 pro kg gehandelt. Wie alte Gemälde bezeugen, behält diese Farbe unverändert ihre Leuchtkraft. Ein wunderbares Beispiel ist Raffaels Alba Madonna aus dem Jahr 1510.
Im Hotelkomplex Grandhotel Heiligendamm kann man Lapislazuli am ehemaligen Kurhaus bewundern (Farbkonzept Fassaden janiesch-farbenplanung.de).
1882 wurde ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Ultramarinpigment entwickelt. Damit war es möglich, ein preiswerteres Pigment zu bekommen, mit dem Nachteil einer Wasserempfindlichkeit und einer nicht so brillianten Leuchtkraft und Farbbeständigkeit.

Saphir. Eine Varietät des Minerals Korund. Die bedeutendsten Förderungen kommen aus Sri Lanka und Indien, in den letzten Jahren mehr aus den USA, Australien und Nigeria. Dieser Stein wird ausschließlich als blauer Schmuckstein verarbeitet. Der größte geschliffene Saphir, der Stern von Indien mit 563,35 Karat wurde in Sri Lanka gefunden. Künstliche Saphire können heute in perfekter Qualität und in allen Größen hergestellt werden.

Türkis. Ein Stein zwischen Blau und Grün in unterschiedlichen Mischfarben. Das Mineral ist ein selten vorkommendes, wasserhaltiges Kupfer-Aluminium-Phosphat. Der Name ist abgeleitet von seiner charakteristischen blaugrünen Farbe. Im 13.Jahrhundert kam in Frankreich die Bezeichnung „Turkoys“ auf, die sich ab den 15.Jahrhundert in die Bezeichnung „Pierre Turquoise“ wandelte und übersetzt „türkischer Stein“ bedeutete.
Die bedeutendsten Fundstätten finden sich in den USA, Mexiko, Sinai, Iran und China. Aus Persien wurde schon vor 2.000 Jahren Türkis exportiert. Die Ägypter haben bereits  vor 5.500 v.Chr. Türkis abgebaut. Als einer der ältesten Schmucksteine hat der Türkis mit seiner zartblauen Färbung viele Völker im Altertum begeistert. Er schmückte die Herrscher des Antiken Ägypten (Grabbeilagen Tutanchamun) und der Azteken. Türkis gelangte mit den Händlern über die Seidenstraße nach Europa. Heute wird das Mineral im Südwesten der USA in Arizona, Kalifornien, Colorado, New Mexiko und Nevada noch abgebaut und von Indianern als Schmuckstein an die Touristen verkauft. Weit verbreitet ist die Herstellung von syntetischem Türkis, der selbst von Fachleuten sehr schwer von echten Steinen zu unterscheiden ist.
Die Farbe Türkis wird  nach unseren Testreihen in der Farbzuordnung von Frauen und Männern unterschiedlich gesehen. Frauen tendieren mehr nach Grün, während Männer sie eindeutig als blau bezeichnen. Ob es sich hier um Sehvermögen oder psychologische Wertung handelt, ist noch ungeklärt.

 

Blaue Blüten

Kornblume / Eisenhut / Lungenkraut / Veilchen / Enzian / Glockenblume / Vergissmeinnicht / Lavendel / Enzian / Rittersporn / Herbstzeitlose / Blauregen /  Ehrenpreis / Männertreu / Alpen-Steinquendel / Acker-Krummhals / Schnittlauch / Wegewarte / Ehrenpreis / Schwertlilien / Riesenseerosen Nymphaea gigantea / Katzenminze / Akelei / Hyazinthen / Gedenkemein / Küchenschellen / Blaustern / Strahlenanemonen / usw.

Die „Blaue Rose“. Von der Botanischen Gesellschaft zu London wurde ein hoher Preis von einer halben Million Francs für die Züchtung einer blauen Rose ausgesetzt.
Der Schriftsteller Balzac, immer auf der Suche nach Kapital, ließ bei einem Essen beiläufig  vernehmen, es sei ihm gelungen, die „Blaue Rose“ zu züchten (SZ Nr.169, 2009).

 

Blaue Farbpigmente

Die  Pigmente (lateinisch pigmentum für Farbe) unterscheiden sich in: Erdfarbpigmente / Pflanzenfarbstoffe / Mineralpigmente und synthetische Pigmente.
Pigmente sind winzige, farbgebende Teilchen, die zum Gebrauch in natürliche oder synthetische Medien (Bindemittel) eingebettet sind.
Pigmente wurden schon in der Frühzeit der Menschheit für unterschiedliche Anlässe verwendet. Bei der Körperbemalung, Höhlenmalerei, Keramikdekoren und bei Kleidung.
Heute werden Pigmente in unbegrenzter Farbvielfalt in vielen Bereichen eigesetzt: Farben, Lacke, Druckfarben, Kunststoffe, Kosmetik, Keramik, Glas, Textil und Nahrungsmittelfärbung.

Lapislazuli. Beschrieben unter Blaue Mineralien.

Ultramarinblau ist eine dunkelblaue Farbe mit einem hohen Sättigungsgrad und einer enormen Leuchtkraft mit leichtem Rotstich. Der Name leitet sich aus dem Umstand ab, dass der ursprünglich natürliche Rohstoff Lapislazuli nicht aus Europa, sondern aus dem zentralasiatischen Raum über das Meer (lateinisch ultra mare) eingeführt werden musste. Daher ist und war das echte, natürliche Ultramarin-Pigment eine sehr kostbare Malfarbe. Obwohl sehr teuer, zählt Ultramarin zu den beliebtesten Farben in der Kunst.
Älteste Nachweise von Ultramarin als Malfarbe stammen von Höhlenbildern in Afghanistan aus dem 6.Jahrhundert. In China sind im 11.Jahrhundert Bilder mit ultramariner Farbe nachweisbar.
Die synthetische Herstellung von Ultramarin gelangen Anfang des 19.Jahrhunderts dem französischen Chemiker Jean-Baptiste Guimetund den deutschen Chemikern Gmelin  und Köttig unabhängig von einander. Der Chemiker und Apotheker Carl Friedrich  Wilhelm Leverkus nahm 1834 die Produktion von synthetischem Ultramarin auf.

Ägyptischblau ist ein künstliches, anoroganisches, blaues Mineralpigment. Ein Pigment, das aus einer Mischung von Quarzsand, Soda und Kalk mit Kupfersilikat erzeugt wurde. In Ägypten wird dieses Farbpigment heute als „Nil-Blau“ bezeichnet. Dieses Farbpigment ist eines der ältesten, künstlich hergestellten Farbpigmente und wurde schon im Alten Ägypten verwendet. Es verbreitete sich in der Antike nach Mesopotamien, Griechenland und in das Römische Reich. Durch hochsensitive Methoden konnten auf manchen Skulpturen Spuren des Farbpigments nachgewiesen werden. Forscher vermuten, dass auf dem heute weißen Marmor des Partenons ursprünglich farbige Flächen aufgetragen waren.

Azurit, ein Kupfercorbonat, war schon in Ägypten und Griechenland bekannt und war im 18.Jahrhundert ein beliebtes Farbpigment als Ersatz für das teure Lapislazuli. Azurit ist seit 4.500Jahren bekannt. Die Ägypter haben diese Farbe als Augenschminke und zur Wandmalerei  verwand. Auf den Wandmalereien der Majas in Bonampak wurde ebenfalls dieses Pigment gefunden.
Das Pigment Azurit wurde auch Armenischer Stein genannt, da Armenien neben Spanien das wichtigste Herkunftsland war. Der Himmel auf El Grecos (1541-1614) Gemälde Vertreibung der Händler aus dem Tempel ist mit Azurit gemalt.

Indigo ist ein tiefblauer Farbstoff einer Färbepflanze die nach ihrer Heimat Ostindien benannt ist. Die Pflanze wird heute noch in Brasilien und El Salvador kultiviert. Das besondere Merkmal dieser Farbe ist die Licht- und Waschechtheit. In dieser Pflanze ist der Farbstoff konzentrierter vorhanden als in anderen Pflanzen, z.B. in Waid. 
Indigo war bereits im griechisch-römischen Altertum bekannt, wie aus zahlreichen Berichten hervorgeht (Vitruv, römischer Architekt, 70-10 v.Chr.). Die Farbe hat aber im Altertum keine wesentliche Rolle gespielt, weil sie eingeführt werden musste und daher sehr teuer war. Erst mit der Entdeckung des Seeweges nach Indien konnte Indigo billiger eingeführt werden als bisher. Da Indigo sehr viel ergiebiger war als Waid, wurde er zum Konkurrenten und gefährdete ernsthaft die heimischen Waidkulturen. Um die einhei-mischen Waidanbauer zu schützen, erklärte der deutsche Kaiser Ferdinant III. das eingeführte echte Indigo zur „Teufelsfarbe“.
Seit dem Jahre 1897 wird synthetischer Indigo vertrieben und hat damit die Indigo-produktion aus pflanzlichen Rohstoff fast völlig verdrängt.

Waid, eine Pflanzengattung aus der Familie der Kreuzblütengewächse. Eine Variante zum Indigo, leuchtend Blau, aber nicht so tiefblau wie Indigo.
Der Name Waid bezeichnet sowohl die Farbe, wie auch die Pflanze, aus der das Pigment gewonnen wird. Die Pflanze wird 100 cm hoch und hat längliche, blau-grüne Blätter. Die Blüte ist gelb, ähnlich dem Raps. Der Farbstoff selbst ist farblos. Erst durch Gärung und spätere Oxidation entsteht die Farbe Blau. Die Kelten, als sie auf die Römer stießen, waren mit blauem Waid bemalt. Tacitus beschreibt die blaue Kriegsbemalung der englischen Kelten als furchterregend. Man kann sich gut die Wirkung vorstellen, als die blaubemalten Kelten aus den grünen Büschen hervorpreschten.
Im Mittelalter wurde Waid in großen Mengen angebaut. Noch im 18.Jahrhundert lebten hunderte von thüringischen Dörfern von Waid. 
Die Herstellung von Blau aus Waid war eine einzige Schweinerei. Die Blätter wurden vom Stängel getrennt, zerstampft und in der Sonne getrocknet. In einem mit Wasser gefüllten Bottich wurden die getrockneten Blätter mit der Zugabe von frischem menschlichen Urin zum Gären gebracht. Durch den Gärprozess entsteht Alkohol, der den Farbstoff Indigo aus den Blättern löst. Die Blätter mussten in der Brühe dreimal am Tag gewendet werden. Die Färbergesellen taten das, indem sie mit den Füssen in der stinkenden Brühe herumtraten. Da die Herstellung nur bei guten Wetter bei Sonnenschein möglich war und auch viel frischer Urin benötigt wurde, bekamen die Färber viel zu trinken, „wenn sie blau machten“. Es wird angenommen, dass daher die Bezeichnungen „er ist blau“ oder „blaumachen“ kommen. Der Gestank bei der Herstellung des Blaufärbemittels kann zu der Redewendung „stinkreich“ geführt haben. Der Verfasser geht aber davon aus, dass der Zustand des Alkoholrausches in „blau“ übersetzt den Gefühlszustand des Diffusen, Bodenlosen beschreibt.
Durch immer stärkeren und preiswerten Import von Indigo wurden die thüringischen Erzeuger schließlich um ihren Erwerb gebracht.

Kobalt (Cobalt) wird überwiegend aus Kupfer- und Nickelerzen gewonnen. Dieses hitzefeste, tiefblaue Farbpigment wurde schon zur Zeit der Tang-Dynastie (618-907 n.Chr.) für die Bemalung von Porzellan und Keramik in China benutzt. Die kaiserliche Porzellanmanufaktur von Jingdezhen arbeitete mit diesem Pigment (Ming-Blau). Die unterschiedlichen Blautönungen erlauben Rückschlüsse auf die geographische Herkunft des Kobalts und erleichtern dadurch die Datierung. Noch heute wird in der Porzellanbemalung dieses Farbpigment verarbeitet. Cobaltoxide sind als gesundheits-schädlich eingestuft.

Smalte ist als Vorläufer des Kobaltblau das älteste bekannte Kobaltpigment. Erste Anwendungen von Smalte als Pulverpigment gab es bereits im Alten Ägypten. Die mittelalterliche, venezianische Blauglasherstellung beruhte ebenfalls auf der Verwendung von Smalte. Die bedeutendste Produktionsstätte für Smalte befand sich ab dem 16.Jahrhundert in Schneeberg / Sachsen. Smalte besitzt eine gute Lichtbeständig-keit, ist säure- und alkalibeständig. Der häufigste Einsatz von Smalte erfolgt in der Glas- und Keramikindustrie.
Das bekannteste Fachwerkhaus in Deutschland, an dem noch heute das leutende Blau von Smalte bewundert werden kann, ist das Grafschaftsmuseum in Wertheim in Baden- Württemberg.

Bremer Blau ist ein künstliches Kupfercarbonat und war eine weit verbreitete Wandfarbe im 17. und 18.Jahrhundert.

Blauholz, ein in Süd- und Mittelamerika beheimateter, immergrüner  8–12 m hoher Baum. Gewinnung des Farbpigments aus dem Extrakt des nach Veilchen duftenden Kernholzes. Wurde in früheren Jahrhunderten zum Blaufärben von Naturfasern verwendet. Blauholz kam um 1522 nach der Eroberung Mexikos durch Cortés nach Europa.
Der Farbstoff war so kostbar, dass die spanischen Handelsschiffe militärisches Geleit gegen Piratenübergriffe bekamen. Im 17. und 18.Jahrhundert erreichte der Import von Blauholz nach England  bis zu 13.000 Tonnen pro Jahr. Noch im 19.Jahrhundert wurde Blauholz in großen Plantagen in Jamaika und Haiti angebaut.
Blauholz hat heute noch Bedeutung für die Seidenfärberei, da es neben der Farbe dem Material auch die nötige Schwere gibt.

Pariserblau / Berlinerblau. Als erstes entwickelten unabhängig von einander die Chemiker Diesbach in Berlin und Milori in Paris Anfang des 18. Jh. das synthetische blaue Farbpigment „Berliner Blau“ bzw. „Pariser Blau“. 1883 gelang dem deutschen Chemiker Adolf von Baeyer die Formel für Indigo zu entschlüsseln und dieses Farbpigment synthetisch herzustellen. Das war dann das absolute Ende des Waidanbaus.

Coelinblau, ein ab 1805 synthetisch erzeugtes blaues Farbpigment.

Zwergholunder. Blaufärbung aus Zwergholunder oder Attich wurde schon in den Schweizer Pfahlbau-Gebieten nachgewiesen.

Farbpigmente Kremer Pigmente: z.b. in Blau: Smalte 10000 / 10010 / Aegyptischblau 10060 / Han-Blau 10071 / 10072 / Ploss Blau 10170 / Bremer Blau 10180 / Blue Bice 10184 / Azurit 102001 / 102003 / 102004 / 102006 / 102007 / 102008 / 10200 / 10210 / 10250 / 10260 / 10280 / Lapis 10500 / 10510 / 10520 / 10530 /10540 / 10560 / 10562 / Ultramarinasche 10580 / Pflanzenfarben 36000 / 36002 / 36003 / 36005 / 36006 / 36007 / Organische Pigmente 23050 / 23060 / 23070 / 23100 /23451 /23750 / Ultramarinpigmente 45000 / 45010 / 45020 / 45030 / 45040 / 45080 / 45100 / 45110 / 45120 / Blaue Farben 45200 / 45210 / 43350 / 45364 / 45400  Cobaltpigmente 45700 / 45701 / 45710 / 45714 / 45720 / 45730 / 45740 / 45750 / 45760 / 45800 / 45820

Farbpigmente Le Corbusier: LC entwickelte eine Farbskale „Polychromie Le Corbusier“ in der blaue Pigmente vertreten sind.  Bleu outremer 1 LC32.020 / Bleu outremer LC 43.10 /Bleu outremer foncé LC 26.020 /Bleu ceruleum LC43.13 / Bleu foncé LC43.18 /  Bleu ciel   LC32.021 /  Bleu outremer moyen  LC32.022 / Bleuclair LC32.023 / Bleu pale LC32.024 / Bleu ceruleum fonc?LC32.030 / Bleu ceruleum vif LC32.031 / Bleu ceruleum moyen 2 LC32.032 / Bleu ceruleum clair LC32.033 / Bleu ceruleum  pale  LC32.034 / Bleu natier  LC20-30.5 /  Bleu Charron LC 26.030

 

Blau in den Kulturen

In fast allen Religionen ist Blau positiv belegt. Reinheit, Himmelsnähe, Wahrheit. In China symbolisiert die Farbe Blau die Unsterblichkeit und Unendlichkeit. Bestimmte Farben repräsentieren die Himmelsrichtungen und die fünf Elemente. Blau und Grün stehen für Frühjahr, Holz und Osten. In Indien ist Blau die Farbe des Glücks.
Götter leben im Himmel, daher haben manche Götter als Symbol ihrer himmlischen Herkunft Blau als Kennzeichen, wie der indische Gott Krishna und der ägyptische Gott Amun. Im Alten Ägypten erlangte die Farbe Blau mit der Gewinnung aus Lapislazuli einen hohen Symbolstatus. Blau war die Farbe der Könige. Für die blauen Augen und Bärte der Pharaonenmasken wurde Lapislazuli verwendet. Er wurde geschmolzen und so zu einer blauen Glasur verarbeitet. Das Farbpigment war selten und sehr kostbar. Die Farbe wurde mit dem tiefblauen Nachthimmel, sowie mit mystischen Urgewässern assoziiert.
Künstler stellten den Schöpfungsgott Amun-Re mit blauer Hautfarbe dar. Der Gott der Nilquellen Chnum saß auf einem blauen Thron. Die Göttin Isis wurde mit einem blauen Mantel dargestellt. Dunkelblau wurde auch zum Symbol des Wassers.

Die Symbolik der blauen Farbe im Islam steht für die Erde. Im Religiösen steht Blau für David. Im kosmischen System wird Blau dem Merkur zugeordnet.

In China entstammt aus dem 4.Jh.v.Chr. das alle Lebensbereiche umfassende Prinzip „Yin-Yang“. Das Symbol wird als Kreis mit zwei sich ineinander verschlingenden Farbflächen dargestellt, mit einem dunklen Punkt im Zentrum, in Orange und Blau, wobei das Blau (Azurblau) für das Männliche, den Himmel und das Licht steht.
Nach den Lehren des Konfuzius (551-497 v.Chr.) bestand ein Farbsystem mit den fünf Grundfarben Rot, Grün, Blau, Weiß und Gelb. Nach diesem Prinzip wurden die Elemente
und die Himmelsrichtungen geordnet. Dabei steht die Farbe Blau für Norden / Wasser / Winter / Schildkröte.

In Indien wird der Gott Krishna in all seinen Verkörperungen in schwarz oder schwarzblau dargestellt. Andere Götter werden mit blauem Kopf oder blauer Hautfarbe dargestellt. Blau angemalte Elefanten gelten als Symbol höchster Vergeistigung und göttlicher Erleuchtung. In der siebenstufigen Chakra-Leiter wird die sechzehnblättrige Lotosblume im Hals- oder Kehlkopfbereich blau dargestellt  und vertritt die Kreativität und das Element Ton.
Als eine Sensation wurde die im Sommer 2009 gezeigte Ausstellung der Hindu-Malerei in London bezeichnet. Im Bild Ramas Heer überquert den Ozean nach Lanka ist der Prinz Rama in Blau zu sehen. Diese Figur wird immer in einem blauen Lotos oder einem Amethist dargestellt (SZ Nr.169, 2009).

 

Kennzeichnungen und Symbolgehalt

Blau gekennzeichnete Wasserhähne enthalten kaltes Wasser. Bei der Kennzeichnung vieladriger Elektrokabel wird Blau für bestimmte Merkmale verwendet.
Bei Verkehrszeichen wird Blau als Signalfarbe eingesetzt. Hinweise auf eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten in Blau-weiß: Autobahnbeschilderung, Fußgänger, Radfahrer, Parkplätze, U-Bahnstationen, Straßenschilder, Hausnummern, Hinweise für Wasserentnahme. Besondere Bedeutung hat das Blaulicht beim Einsatz von Feuerwehr und Krankenwagen und dem Polizeieinsatz.

Blauhelme (Friedenstruppe). Blau ist die Farbe der UNO – der Vereinten Nationen.

Die Flagge der EU hat als Grundfarbe blau mit gelben Sternen für die Mitgliedsstaaten.

Blau haben einige im Bundestag vertretenden Parten ( CSU und FDP in Verbindung mit Gelb ) als Erkennungsfarbe, als Identifikationsmerkmal verwendet.

In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden inhaftierte Emigranten mit einem „blauen Winkel“ gekennzeichnet. Ein auf die Spitze gestelltes blaues Dreieck diente zur Unterscheidung von anderen Häftlingskategorien.

Für die Kennzeichnung geschützter Kulturgüter wird Blau als Grundfarbe mit zwei weißen, sich gegenüberliegenden Dreiecken benutzt.
Die Pan-blaue Koalition in Taiwan benutzt diese Farbe, um sich von den national gesinnten Grünen abzusetzen.
Deutsche Sportvereine wie der HSV / Schalke 04 / Herta BSC / Hoffenheim / Vfl Bochum haben Blau als Vereinsfarbe gewählt.

In der Werbung und Firmenidentifikation ist Blau vertreten. Beispiele: Tankstellen, häufig bei Markennamen der Hygiene wie Taschentüchern, Handcremes, Mundspülmitteln, usw., aber auch bei Banken, Versicherungen und in der Automobilindustrie.

Die Blaupause, ein fotografisches Lichtpausverfahren. Mitte des 19.Jh. von Sir John Herschel erfunden, wurde die Ozalid® - Kopie 1917 von dem Benediktiner-Pater Gustav Kögel patentiert.

Die Blaukreuzler, eine christliche Selbsthilfeorganisation, die sich Suchtkranker Alkoholiker annimmt. Der erste Blaukreuz-Verein wurde 1877 in Genf durch den Pfarrer Louis-Lucien Rochat gegründet.  Das Symbol ein Kreuz, die Farbe Blau.
Blau war seit jeher die Farbe der Abstinenzbewegungen im angelsächsischen Raum.

Blaulicht im Straßenverkehr als Signal und Straßenräumer: Einsatz bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Als optisches Erkennungssignal ist das Blaulicht  in Farbe, Helligkeit und als Blinklicht gut erkennbar im bunten, verdichteten Umfeld.

Blauer Schwede ( Blue Congo ) ist eine Kartoffelsorte. Die Blüte ist blau-violett. Das Kartoffelfleisch ist blau marmoriert. Der Blaue Schwede wurde zur Speisekartoffel des Jahres 2006.

Blauer Peter. Bevor der Seemann den Hafen verlässt, hisst er die „Blaue Fahne“, den „Blauen Peter“ (Signalflagge für den Buchstaben P), eine blaue Fahne mit weißem Rechteck. Es wird angezeigt, dass ein Schifft binnen 24 Stunden den Hafen verlässt. Ein Hinweis für die Mannschaft, heimzukehren und für Lieferanten, offene Rechnungen zu kassieren.

Blauer Engel. Der blaue Umweltengel wird seit 1978 vergeben als Prüfsiegel / Gütesiegel für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen.

Der Blaue Engel ist der Titel eines deutschen Spielfilms von 1930 unter der Regie von Josef von Sternberg nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann. Darsteller u.a. Emil Jannings, Marlene Dietrich, Hans Albers. Der Name Blauer Engel bezieht sich auf ein Hafen-Variété, in dem die Tingel-Tangel-Sängerin Lola Lola auftritt.

Blaue Tinten waren schon im alten Ägypten und China als Schreibmittel üblich. Zu den ältesten dunkelblauen Tinten, die seit ca. 2.000 Jahren bis heute in Gebrauch sind, gehört die Eisengallus-Tinte. Sie besteht aus Galläpfeln, Eisensulfat und Gummi arabicum. Mit der Ausbreitung der Schreibkunst wurde die blaue Tinte in Europa seit dem frühen Mittelalter benutzt. Die noch heute gültige Vorschrift „Die Grundsätze für amtliche Tintenprüfung“ von 1888 unterteilt die Tinte in Klassen (Urkundentinte / Schreibtinte).

Blaues Lackmuspapier wird für den Säurenachweis durch Farbumschlag von ursprünglich blauem Lackmuspapier nach Rot benutzt.

Russisch Blau ist die Bezeichnung einer Hauskatzenrasse. Das Katzenfell ist grau-blau und kurzhaarig.

Das Blauschaf (Bharal) ist in den Hochgebirgen des Himalaja verbreitet. Die Färbung des Fells reicht von blaugrau bis graubraun. Die Augenfarbe ist in der Komplementär-farbe gold-gelb.

Blauer Bär. Eines der seltensten Tiere Nordamerikas (Südostalaska, Britisch Columbia). Sein Fell schimmert blau und zieht damit Tierliebhaber und Jäger an. Ein Farb-Gen ist für die Fellfarbe verantwortlich. Als Tarnung war die blaue Fellfarbe in der eisigen Umgebung ideal. Da die Tiere früher durch Gletscher abgeschlossen lebten, konnten sie sich mit den verwandten Braunbären nicht paaren. Durch das Abschmelzen der Gletscher verließen die Blaubären ihre Gebiete und vermischten sich mit den Schwarzbären. Durch die Mischung wird das Farb-Gen immer seltener und irgendwann wird es keine Blaubären mehr geben. Wie viele von diesen seltenen Tieren heute noch leben, ist unbekannt.

Blauaras, Hyazintaras (Anodorhynchus) sind mittelgroße Papageien mit leuchtend blauem Gefieder. Mit einer Körperlänge von 100 cm ist der Hyazinthara der größte aller Papageien.

Blauer Würger“, auch „Blauer Klaus wurde in der ehemaligen DDR ein billiger, klarer Schnaps mit blauem Etikett genannt.

Eine Blaue Nacht“  findet in Nürnberg seit 2000 Mitte Mai statt. Es ist die „Lange Nacht der Museen“. Blau ist die beherrschende Farbe dieser Nacht (Illuminationen von Gebäuden und Interpretation von Themen wie: Wasser und Luft).

Die Blaue Nacht“ in Peking. Statt eines echten Weihnachtsbaums war in Peking zu Weihnachten 2009 eine Lichtinstallation in Blau zu bewundern. In China wird das Weihnachtsfest immer populärer und kommerzieller.

Der Blautopf“ ist ein beliebtes Ausflugsziel auf der Schwäbischen Alb. Er ist die Quelle des Flüsschens Blau in Blaubeuren bei Ulm. Der 17 m tiefe Quelltopf präsentiert sich bei schönem Wetter in strahlenden Blau- und Türkistönen.

„König Blaubart“ ist ein französisches Märchen. Der blaue Bart deutet an, dass der Protagonist kein gewöhnlicher Mann ist. Im Märchen von Peter Rühmkorf Blaubarts letzte Reise wird Blaubart für seine bösen Taten mit einem grauen Bart bestraft.

Blaues Meer. Das Märchen Vom Fischer und seiner Frau schildert, wie das Meer sich mit zunehmender Habgier der Fischersfrau in den Blautönungen dramatisch verändert.

Blau im Sport. Im Kampfsport z.B. Jiu Jitsu, Judo und Karate wird der blaue  Gürtel (jap. Midon-Obi)  zur Kennzeichnung von fortgeschrittenen Schülergraden benutzt.

Blaues Wunder“ ist die volkstümliche Bezeichnung der Loschwitzer Brücke in Dresden. Das „Blaue Wunder“ wurde 1893 mit einer Länge von 280 m als feste Elbüberquerung fertiggestellt.
Der Name „Blaues Wunder“ wird zurückgeführt auf den hell-blauen Anstrich, der für die damalige Zeit als Brückenanstrich ungewöhnlich war. Heute hat der Anstrich ca. die Farbe RAL 6034 Pastelltürkis. Die Partei PDS schlug 2005 vor, die Loschwitzer Brücke offiziell in „Blaues Wunder“ umzubenennen. Der Antrag fand im Stadtrat keine Mehrheit. Heute wird die Brücke mit einer LED Installation angestrahlt .

Das „Cordon bleu“ (Blaues Band) ist nicht nur ein mit Käse und Schinken gefülltes, paniertes Schnitzel vom Kalb, sondern ein himmelblaues Ordensband, an dem der französische Orden vom heiligen Geist (Ordre du Saint-Esprit) getragen wurde. Eine internationale Kochschule mit 26 Schulen in 15 Ländern und 18.000 Schülern ist weltweit führend in der Ausbildung der Kochkunst und hat nach der Tradition des Ordens vom heiligen Geist den Namen „Cordon Bleu“.
In der Welt gibt es viele Restaurants mit einer Verbindung zu Blau. In der Rue Didot 46 in Paris gibt es das „Restaurant  Bleu“ mit einer ganzen Palette von Blautönungen, die Fassade ist Himmelblau. Im Bahnhofsgebäude des Gare de Lyon (Paris) befindet sich das bekannte, prunkvolle, denkmalgeschützte Restaurant Le Train Bleu und mit gleichem Namen war auch der Luxuszug zwischen Calais und Ventimiglia benannt.

Das „Blaue Band (Blaues Band des Atlantiks) ist eine Ehrung für das schnellste Schiff für bezahlende Passagiere auf der Transatlantik-Route zwischen Europa und New York.
Das „Blaue Band“, so wird angenommen, stammt aus  dem englischen Pferdesport. Seit 1780 wird beim Derby dem schnellsten Pferd eine blaue Schleife verliehen, als Zeichen des Sieges. Dieses blaue Band wiederum geht auf den Orden vom Heiligen Geist zurück (s.o. Cordon Bleu). Im April 1838 erhielt zuerst die „Sirus“ (UK) mit 8.03 Kn. das „Blaue Band“ und im Juli 1952 zuletzt die „United States“ (USA)  mit 34.51 Kn. Deutschland eroberte erstmals mit „Kaiser Wilhelm der Große“ im April 1898 mit 22.29 Kn. das begehrte „Blaue Band“. Ab 1989 werden die Rekordfahrten mit Katamaran-Fährschiffen fortgesetzt. Es gilt als Gerücht, man habe versucht, mit der Titanic das „Blaue Band“ zu erlangen.

Temperaturfarben. Die so genannten Anlassfarben sind in der Metallindustrie ein wertvolles Hilfsmittel zur Beurteilung von Behandlungstemperaturen. Blau entsteht bei einer Temperatur (in °C) von 280 bei Violettblau, 290 bei dunklem Blau, 300 bei Kornblumenblau, 320 bei Hellblau und 340 bei Blaugrau. Farbveränderungen  treten auch ungewollt an erhitzten Gegenständen auf, wie etwa an Auspuffanlagen von Motorrädern.

Blaue Flamme. Antimon, Arsen, Blei und Selen brennen mit blauer Flamme. Die Flammenfärbung entsteht durch Energieumwandlung von Wärmeenergie zu Strahlungsenergie.
Flammenfärbung ist eine Methode zur Analyse von chemischen Elementen. Es sind Flammen von unterschiedlichen Färbungen zu beobachten. Sie reichen von Rot über Orange und Gelb bis zu Grün und Blau. Auch gut zu beobachten beim brennenden Kerzendocht. Der äußere Rand erscheint dunkel-rot, die Innenflamme orange-gelb und der untere Bereich erscheint blau. Die Flammtemperatur der blauen Flamme wird mit ca.1000º angegeben.

„The Blue Flame“ (Die Blaue Flamme) war ein Raketenauto. Am 7.Oktober 1970 wurde auf dem Bonneville-Salzsee mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 1.001,66 km/h ein Weltrekord aufgestellt, der 13 Jahre hielt.

Autofarben. Porsche hatte für seine Fahrzeuge von 1974-2003 allein 156 Blautönungen mit fantasievollen Namen wie: acid-blau 1974, lincoln-blau-metallic 1984-1990, mexiko-blau 1973-1974, diamant-blau-metallic 1986-1996, zenith-blau-metallic 1997-2000, jazz-blue-metallic 2003. BMW war 1957-1980 u.a. vertreten mit: 1957azurblau BMW549, 1966 baikal metallic BMW 588/2, 1970 nachtblau metallic BMW590 und riviera BMW589, 1972 fjordblau 037 metallic BMW591, 1974 arctisblau 045 metallic BMW592, 1972 türkis metallic BMW696, 1975 pastellblau 044 BMW593, 1976 ozeanblau 054 BMW594, 1979 biskajablau 140 BMW595,1980 stratosblau 150 metallic BMW596.
Blaue PKW wurden 2011 mit einem Anteil von 9,0% vom Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen. 1998 waren es 25%.
Sicherheitsfaktor Blau. Blaue Autofarben haben  aufgrund der spektralen Zusammen-setzung und der Eigenhelligkeit als Sicherheitsfaktor (schnelle Erfassung, Erkennbarkeit im Nebel und in der Dämmerung ) gegenüber Gelb keine Bedeutung.

Das blaue Elmsfeuer an den Masten der Schiffe, auch die blauen Irrlichter im Sumpf hatten im Volksglauben mit Kobolden „armer Seelen“ oder Geistern zu tun.
Blaue Elmsfeuer sind durch eine elektrische Ladung in der Atmosphäre hervorgerufene Lichterscheinungen. Sie könne an Schiffsmasten, Bugwellen, Kirchturmspitzen und Bergspitzen beobachtet werden.

Die Blaue Moschee“ in Täbris wurde 1456 erbaut. Die Moschee verdankt ihren Namen den leuchtend ultramarinblauen Kacheln, die die gesamte Moschee bedeckten. Leider wurde die Moschee 1779 durch ein Erdbeben zerstört, so dass nur Teilbereiche erhalten sind. An der Wiederherstellung wird bis heute gearbeitet.

Blaue Sterne.  Die Sterne erscheinen auf den ersten Blick gleichfarbig. Schaut man aber genauer hin, sind Farbunterschiede mit bloßem Auge zu erkennen. In Mitteleuropa an Winterabenden in südlicher Richtung sind Sterne deutlich blau zu erkennen. Im Hertzsprung-Russel-Diagramm (HRD) ist die Verteilung von blauen Sternen zu sehen. Das HRD stellt einen Zusammenhang zwischen der Leuchtkraft und Temperatur von Sternen und ihren Farben her. Je blauer ein Stern erscheint, um so höher die Temperatur. Paradoxerweise sind rote Sterne kälter als blaue.
US-Forscher haben am 16.12.2009 eine Aufnahme hunderter, blau strahlender Sterne veröffentlicht. Das mit dem Weltraumteleskop „Hubble“ gemachte Bild zeigt unsere galaktische Nachbarschaft so detailliert, wie nie zuvor. Die Gruppe der blauen Sterne R136 ist erst wenige Millionen Jahre alt.

Blaulicht. Mit Blaulicht bestrahlt, neigen Pflanzen zu kurzem Wuchs, wie amerikanische Forscher herausgefunden haben. Bei Tierversuchen haben sich ähnliche Ergebnisse herausgestellt. Japanische Forscher ermittelten, dass Meerschweinchen mit der Bestrahlung von rotem Licht rapide wuchsen, während sie mit Blaubestrahlungen Unterernährung zeigten.

Blaualge. Die Blaualgen zählen zu den Bakterien. Sie besiedeln seit mehr als 3,5 Mrd. Jahren die Erde und zählen zu den ältesten Lebensformen überhaupt. Ihre blaue Farbe erhalten sie durch Photosynthese. (Phycobilisomen).

 

Blau in den Nationalflaggen

In (189 Flaggen) ist die Farbe Blau in 99 und vorwiegend in 23 vertreten. Das ist Blau mit 52,3% gegenüber z.B. Rot mit 78,8%.

Europa                                     ( 45 Flaggen ) Blau bei 24 und vorwiegend bei  8 vertreten
Afrika                                        ( 50 Flaggen ) Blau bei 20 und vorwiegend bei  3 vertreten
Asien                                        ( 49 Flaggen ) Blau bei 19 und vorwiegend bei  3 vertreten
Australien / Ozeanien            (   9 Flaggen ) Blau bei   7 und vorwiegend bei  2 vertreten
Nord- und Mittelamerik         ( 23 Flaggen ) Blau bei 18 und vorwiegend bei  4 vertreten
Südamerika                            ( 13 Flaggen ) Blau bei 11 und vorwiegend bei  3 vertreten

In den Flaggen der Bundesländer in Deutschland (16 Flaggen) ist die Farbe Blau in 7 und vorwiegend in 1 Flagge (Bayern) vertreten.

 

Blau Bezeichnungen

Blaufichte / Blaumeise / Blaukehlchen / Blauhäher /  Blaubeere / Blaustrumpf / Blauholz / Blaualge / Blaufuchs / Blaufußtölpel / Blauwahl / Blaue Mauritius / Blaukraut / Blauschimmel / Blaufäule / Blauer Schwede / Blaukreuzler / Blaualge / Blautanne / Blauara / u.v.m.

Heraldik

Die Farbgebung der Wappen wird als Tingierung bezeichnet. Da ein großer Kontrastreichtum erforderlich war, um die einzelnen Wappen auch aus größerer Entfernung zu erkennen, waren die Farbtöne auf wenige beschränkt: Blau, Rot, Grün und Schwarz. Die blaue Farbe: Lapislazuli (Tiefblau) oder auch seltener Azurit (Türkisblau).

 

Farbsehen  der Tiere

Tiere nehmen Farben war, allerdings nicht in derselben Weise wie Menschen. Manche Tiere, vor allem Vögel wie z.B. Tauben besitzen vier Farbrezeptoren. Sie können dadurch mehr Farbtöne als Menschen unterscheiden. Andere Tierarten besitzen nur zwei Farbrezeptoren, was zu eingeschränkten Farbunterscheidungen führt. Bei Bienen  wurde die Wahrnehmung von UV-Licht als Farbe nachgewiesen (K. v. Frisch).
Resusaffe: zwei Rezeptoren 540-565 nm, eingeschränkt im Blau-grün-Bereich und im Rot-Bereich / Pferd: zwei Rezeptoren 428-539 nm, eingeschränkt im Grün-gelb- und Rot-Bereich / Vögel: vier Rezeptoren 370-565 nm, erweitert im UV-Bereich, eingeschränkt im Rot-Bereich / Goldfisch: vier Rezeptoren 356-623 nm, erweitert im UV-Bereich. Damit nimmt der Goldfisch mehr Farben war als der Mensch.
Die Blaumeise hat ein erweitertes Sehen im UV-Bereich. Die Weibchen wählen bevorzugt die Männchen, die am meisten UV reflektieren. Auch bei der Nahrungsfindung spielt die Wahrnehmung von Ultraviolett eine erhebliche Rolle. Die Oberfläche vieler Früchte reflektiert Ultraviolett. Damit können Tiere, die Ultraviolett wahrnehmen, diese Früchte schneller finden. Kleine Falken entdecken die Spur ihrer Beute (Wühlmaus) über deren Markierung, da Urin und Kot Ultraviolett reflektieren.

Alexander Theroux empfiehlt in seinem Buch  BLAU Anleitungen eine Farbe zu lesen „Decken Sie eine Taschenlampe mit  blauem Buntpapier ab, und richten Sie den Strahl auf den Boden. Wenn Sie nun Körner auf den Boden streuen, werden Sie sehen, dass die Hühner die Körner begeistert aufpicken, aber nur bis zum Rand des blauen Bereichs und nicht darin. Dort können sie die Körner nämlich nicht sehen.“

Nach dem heutigen Wissensstand ist ein in den Korallenriffen lebender Krebs (Fangschreckenkrebs) ein Farbsehphänomen. Die aus winzigen Linsen und Lichtrezeptoren bestehenden Augen besitzen allein für den menschlich sichtbaren Spektralbereich acht Rezeptorenvarianten und zusätzlich vier Rezeptoren für ultraviolettes Licht. Damit verfügt der Krebs über ein differenziertes Farbsehen, das sich unserer Vorstellungskraft entzieht. Schon äußerlich stellt sich dieser Farbspezialist in einer ungeheureren Vielfalt von Farbkombinationen dar, die von unauffälligem Braun bis hin zu leuchtenden Neonfarben reichen.

Nach Dr. Frieling haben Tiere gewisse Lieblingsfarben, die ihren Eigenfarben oft komplementär gegenüberstehen. Die Schafstelze und die ebenfalls gelbe Goldammer, so Frieling, bevorzugen das Blau, der gelbe Zitronenfalter Violett und Blau.

Es gibt keine Felltiere, die ausgesprochen blau sind. David E. H. Jones, ein britischer Chemiker, hat in seinem Buch Zittergas und schräges Wasser ernsthaft den Vorschlag gemacht, Tieren eine andere Farbe zu geben, indem man sie mit farberzeugenden Metallen füttert. So könnte z.B. die Wolle der Schafe farbig sein. Es ließen sich vielmehr, weit besser noch, mehrfarbig gescheckte Schafe züchten, wenn man die Metallgaben während des Wachstums der Wolle verändere. Dann gäbe es endlich blaue Schafe!
Der Künstler und „Blauschäfer“ Rainer Bonk zieht mit seiner ultramarinbau gefärbten Schafherde auf öffentliche Plätze. In Siegburg  vor dem Stadtmuseum waren schnell 79 Polyester-Schafe verkauft.
Der Laubenvogel (Ptilonorhynchidae) hat eine ausgesprochene Vorliebe zu Blau. In der Paarungszeit baut das Männchen eine Laube (daher der Name Laubenvogel), die er mit vorwiegend blauen Gegenständen schmückt (Federn, Beeren, Blüten, Tonscherben, Stofffetzen, Papier usw.), vereinzelt auch mit anderen Farben kombiniert. Die Art der Gegenstände selbst spielt keine Rolle, Hauptsache, sie sind blau. Je leuchtender, um so besser. Das ist erstaunlich, da Blau eine seltene Farbe im australischen Busch ist. Er hat auch gelernt, dass Gegenstände aus Plastik länger die Farbe halten als z.B. organische Stoffe.
Die Farbe des Gefieders variiert beim Männchen vom tiefen, glänzenden Blau bis zum Grün-grau-blau. Immer aber ist die Iris des Vogels von auffallend intensiv blauer Farbe. Je unscheinbarer ein Männchen gefärbt ist, um so prachtvoller fällt die Laube aus. Eindeutig ist, dass alle Bemühungen mit der Farbigkeit dem Wohlwollen der Weibchen gelten, da sich die Weibchen mit den Baumeistern der prächtigsten Lauben paaren. Damit können diese Bauten als „sekundäre Geschlechtsmerkmale“ angesehen werden.
Viele Vogeleier sind blau oder blau-gesprenkelt. Die Eier der Rotkehlchen haben eine unnachahmliche Blaufärbung.

 

Blau als Signalfarbe bei Tieren

Männliche Moorfrösche haben eine auffällige, nur während der Paarungszeit auftretende blaue Körperfärbung im Bereich von 340-460 nm spektraler Reflexion.
Nach  Forschungsergebnissen der Universität in Wien (Cornelia Ries, Marc Sztatecsny &
Walter Hödl), soll das leuchtende Blau bei den männlichen Balkan-Moorfröschen während der Balz nicht die Weibchen anlocken, sondern andere zudringliche Männchen fernhalten. Um die Gelegenheit zur Paarung nicht zu verpassen, stürzen sich Froschmännchen auf fast alles, was die Größe und Farbe eines Froschweibchens hat. Dieses Fehlverhalten ist bei den Moorfröschen selten. Als Grund kommt aus Sicht der Forscher das Blau in Frage, das den Männchen den richtigen Weg weist (Farbe als visuelles Signal), zur Verhinderung von Interaktionen zwischen den Männchen. Eine weitere Erklärung für die Blaufärbung der Männchen könnte für die Weibchen das Merkmal eines Fortpflanzungspartners mit „guten“ Genen sein. Aus welchem Grund es gerade die Farbe Blau ist, bleibt ungeklärt.

 

Farbe Blau im Volksmund

Die Bedeutung der Farbe Blau in der Idiomatik zeigt die nachstehende Aufstellung in  Lyrik und gebräuchlichen Redewendungen. Ein Beweis für die starke Verankerung dieser Farbe im Sprachgebrauch.

Im Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten von Lutz Röhrich ist Blau die Farbe der Täuschung. Der Mann, der von seiner Frau betrogen wird, bekommt von ihr den „blauen Mantel“ umgehängt. Im Frühhochdeutschen sind „ die blauen Enten“ Lügengeschichten.
Mit der “blauen Schaube“, einem weiten blauen Mantel, wurden in den Niederlanden Ehebrecherinnen gekennzeichnet.

Die „Blaue Stunde“, eine poetische Beschreibung der Zeit zwischen Dämmerung und Sonnenuntergang. Ihren Namen hat sie von der Färbung des tiefblauen Himmels, verursacht durch Rayleigh-Streuung des Sonnenlichts an den Luftmolekülen der Atmosphäre und den sich langsam abzeichnenden, künstlichen Lichtquellen. Diese Stimmung wird dadurch intensiv erlebt, dass blaues Licht eine hohe Frequenz besitzt und daher stärker gestreut wird. Die Dauer beträgt zwischen 20 Minuten in den Tropen, bis zu 40 Minuten in Mitteleuropa und bis zu 5 Stunden in den weißen Nächten im Norden.

 

Blau im Sprachgebrauch

Blau ist die Treue 
die Blaue Stunde
die Fahrt ins Blaue
der Blaue Brief
der Blaue Planet
sein blaues Wunder erleben
das Blaue vom Himmel lügen
blauen Dunst vormachen
contes bleues  - Lügengeschichten
dat zijn maar „blauwe bloempjes„ (Dies sind nur blaue Blümchen, nichts als Lügen)
jemanden grün und blau schlagen
mit einem blauen Auge davon kommen
sich grün und blau ärgern
blauäugig sein
blaue Blüten (Falschgeld)
blauer Montag
blau machen
blau sein
blaublütig sein
die blauen Jungs (Matrosen)
der Blaubart 

„Blümerant“ (mir ist ganz blümerant). Eine Redensart, abgeleitet aus dem französischen „Bleu mourant“, was so viel bedeutet wie: blassblau (sterbend), in Anlehnung an die leicht bläuliche Gesichtsfarbe von Personen, denen schwindelig wird.

 

Musiktitel

Feeling Blue 
I have got the Blues
My blue Day
I am blue
Blue Moon
Blue Hour
Indigo Blue
Mood Indigo

 

 Blau in der Lyrik

Dante

Ein sanftes Blau wie morgenländischer Saphir
Ins heitere Bild des Himmels hineingegossen
Beglückte endlich wieder meine Augen.

 

Es klingt....
Hans Arp

Es klingt
es rauscht
es hallt
es widerhallt
es sprüht
es duftet
und wird andächtig singendes Blau.
Das Blau verblüht zu Licht.

 

Er ist´ s
Eduard Mörike

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
- Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist`s !
Dich hab´ ich vernommen!

 

Blau
Rose Ausländer

Blau
eine Fahne dem Wunder

Himmel
Abend
Ascona
Cézanne

Abertausend Wunder
im Traum

Die uns vernichten
die schweren
auch diese Wunder

Aus hellstem Blau
eine Fahne
aus dunkelstem Blau

 

Die blaue Blume
Joseph von Eichendorff

Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh....

 

Mein blaues Klavier
Else Lasker-Schüler

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielen Sternenhände  vier -
 Die Mondfrau sang im Boote.
- Nun tanzen die Ratten im Geklirr.

Zerbrochen ist die Klaviatur.
Ich beweine die blaue Tote.

Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bittren Brote -
Mir lebend schon die Himmelstür,
Auch wider dem Verbote.

 

Nachts
Georg Trakl

Die Bläue meiner Augen ist erloschen in dieser Nacht,
Das rote Gold meines Herzens. O! Wie stille brannte das
Licht.
Dein blauer Mantel umfing den Sinkenden;
Dein roter Mund besiegelte des Freundes Umnachtung.

 

Blauer Schmetterling
Hermann Hesse

Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.

 

Leise Wolke
Hermann Hesse

Eine schmale, weiße,
eine sanfte, leise
Wolke weht im Blauen hin.

Senke deinen Blick und fühle
selig sie mit weißer Kühle
 Dir durch blaue Träume ziehen.

 

Heinrich Heine

Mit deinen blauen Augen
Siehst du mich lieblich an,
Da wird mir so träumend zu Sinne,
Daß ich nicht sprechen kann.

An deine blauen Augen
Gedenk ich allerwärts;-
Ein Meer von blauen Gedanken
Ergießt sich über mein Herz

 

Nerudas Blau
Elisabeth Borchers

Das Blau war außer sich vor Freude
Als wir geboren wurden.
Denn zuerst war das Licht
Dann folgte das Blau
Dann folgte der Mensch
Und das Blau erfand ein paar Maler
Und dann und wann einen Dichter dazu.

 

Blaue Zelte
Peter Härtling

In den blauen Zelten
kreist der Rauch
und die Indianer
meiden das Totem des Unheils.

Zieh die schnellen Schuh an und flieh!
Vielleicht ist es der letze Tag,

den dir die kreisenden Bussarde gönnen -
oder unter den Felsen wartet schon der Meister.

Abends, wenn unter dem flachen Himmel
die bunten Stickerein
der Tänze glänzen,
schnellen die wütenden Pfeile durch die Ebene.

Und in der tiefen Müdigkeit
der blauen Zelte
treffen sich die Geister

 

Sehnsucht
 Georg Heym

Wie glänzend die Höhen sich dehnen
Weit in die blaue Ferne.
Zu ihnen fliegt mein Sehnen
Hin zu dem Morgensterne.

Wohl hinter ihnen sich breitet

Der lachende Weg zum Glück
Das endlos da hinten sich weitet.
Ich finde ihn nicht zurück.

 

 

Zusammenfassung

Blau hat als Farbe in der Größe der Himmelsfläche und der Wiederspiegelung im Meer einen enormen Einfluss auf die Gemütsverfassung der Menschen und damit eine hohe symbolische Bedeutung erlangt.

Natürlich ist das Empfinden von Blau abhängig von der Blautönung (Blau ist nicht gleich Blau: RotblauBlau - Grünblau), der Größe, der Helligkeit, vom Alter des Betrachters und letztlich von der momentanen Stimmungslage, der Konditionierung und damit der Assoziation des Betrachters.

Die blaue Farbe eines Autos wird anders empfunden, als das gleiche Blau in der Kleidung oder an einer Wand im Wohnzimmer. Ein optischer Selbstwert für eine Farbe existiert nicht. Sie steht immer im Zusammenhang mit einem Gegenstand, der Beleuchtung und der persönlichen Konditionierung.
Das Tageslicht hat eine Beleuchtungsstärke von ca. 30.000 Lux. (bedeckter Märzhimmel), wobei sich das Farbspektrum des Tageslichts im Tagesverlauf ändert. Morgens und abends gelangt eher langwelliges (rotes) Licht, mittags eher kurzwelliges (blaues) Licht auf die Erde. Die Innenraum-Beleuchtung hat ca. 200-500 Lux. Die neuen Energiesparlampen haben eine veränderte Farbwiedergabe gegenüber den gewohnten Glühlampen. Also Vorsicht mit der Beurteilung von Farbmustern. Sonst erlebt man sein „blaues Wunder“.

Erstaunlich aber ist, dass unabhängig von der persönlichen Konditionierung zu Blau eine
kollektive Gefühlsbeziehung über die Jahrhunderte entstanden ist. Dieses bestätigen übereinstimmend Wissenschaftler in aller Welt, die über die Bedeutung der blauen Farbe forschen. Dass Blau teilweise als kalt empfunden wird, liegt an der Erfahrung. Die Schatten im Schnee sind blau. Das kalte blaue Wasser, die als kühl empfundene Himmelsferne, die türkisfarbenen Eisschichten der Eisberge.

 

Blau in der Gestaltung

Wir verwenden besonders in Kliniken Blau in Bereichen wo Frische, Weite aber auch eine beruhigende Wirkung erzielt werden soll. Um den Eindruck von Kühle zu vermeiden, reihen wir Blau in unterschiedlichen Tönungen zu einer Farbsequenz. Blautönungen haben eine ruhige, friedvolle Energie. Blau löst Verspannungen und Nervosität. Blau fördert Freundlichkeit und Frieden. Blaue Decken in Patientenräumen haben sich besonders bewährt, da Blau als Himmelsfarbe eine positive Wirkung hat.

Das Blau muss allerdings in Farbton und Helligkeit gut abgestimmt sein, d.h. die Farbtönung darf nicht zu dunkel und zu farbstark sein, um unangenehme Reflexionen zu vermeiden. Außerdem ist die Wirkung abhängig vom harmonischen Zusammenwirken aller weiteren Farbträger wie Wänden, Boden, Dekorationen, Schrankeinbauten, usw. (auch nachzulesen unter Farbe im Krankenhaus auf dieser Homepage).

 

  • Literaturnachweise:

    Bruns, Margarete  Das Rätsel Farbe · Reclam 1997
    Frieling, Heinrich Das Gesetz der Farbe · Musterschmidt 1968
    Frieling, Heinrich  Farbe im Raum · Callwey 1974
    Frieling, Heinrich Der Frieling-Test
    Gekeler, Hans Handbuch der Farbe · DuMont 1988
    Gericke  / Schöne Das Phänomen Farbe · Henschelverlag 1970
    Glandt / Jehle
     
     
    "Geschlechtsspezifischer Farbwechsel beim Moorfrosch während der Paarungszeit" Zeitschrift für Feldherpetologie, Supplement 13: 127-134, 2008
    Goethe, Johann Wolfgang von Farbenlehre / Tafeln zur Farbenlehre ·
    Kohlhammer 1953
    Heimendahl, Eckart Handbuch der Farbe · de Gruyther 1961
    Heller, Eva Wie Farben wirken · Rowohlt 1988
    Hesselgren, Sven Hesselgrens Farbenatlas · T. Palmer 1953
    Hoffmann, Donald "Farbe lernen" ark 02.2010 · sto AG Deutschland
    Höger, Prof.Dr. Diether
     
    "Zur Psychologie des Farberlebens älterer Menschen als Grundlage der farblichen Gestaltung ihrer Wohnwelt" 1997
    Höger / Janiesch Farbe ins Heim / Farbe und ältere Menschen · KDA 1997
    Janiesch, Hermann
     
    „Die Macht der Farben“, „Farbassoziationen“, „Farbe im Krankenhaus“, „Veröffentlichungen“ unter www.janiesch- farbenplanung.de
    Jones, David E. H.  Zittergas und schräges Wasser · Harry Deutsch 1995
    Knuf, Joachim Unsere Welt der Farben · dumont 1988
    Nixdorff / Müller
     
    Weiße Westen –Rote Roben · Staatliche
    Museen Berlin 1983
    Räke, Dr.Ing. Ingrid
     
    "Farbliche Gestaltungskonzeptionen für stationäre Altenhilfeeinrichtungen" 1989
    Riedel, Ingrid
     
    Farben in Religion, Gesellschaft, Kunst und Psychotherapie · Kreuz 1999
    Sander, Gabriele (Hrsg.) Blaue Gedichte · reclam 2012
    Schreibmayr Katalog / Liturgische Farben
    Theroux, Alexander
     
    BLAU Anleitungen eine Farbe zu lesen · Europäische Verlagsanstalt 1999
    Vollmar, Klausbernd FARBEN Symbolik-Wirkung-Deutung · MensSana 2009
    Welsch / Liebmann Farben - Natur, Technik, Kunst · Spectrum 2004
    Willemsen, Roger (Herausgeber)
     
    Die wundersamen Irrfahrten des William Lithgow ·
    mare 2009
    RAL Farbregister - Farbnorm
    Wikipedia Enzyklopädie
    zdf.de

     

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