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Das Wesen der Farbe ROT

Die Abhandlung „Das Wesen der Farbe Rot unterliegt dem Urheberrecht. Jegliche Verwendung dieses Textes, auch auszugsweise, ist nicht gestattet. Ausdrucke und Veröffentlichungen erfordern die vorherige schriftliche Erlaubnis des Autors Hermann Janiesch.

Rot, die Farbe des Blutes und des Fleisches, des Feuers und der auf- und untergehenden Sonne.
Solange Menschen Farben erkennen können, erleben sie die Farbe Rot in Verbindung mit Blut als Gefahr und Leben, mit Fleisch als Nahrung, mit Feuer als vernichtend und wärmend und die auf- und untergehende Sonne als Naturfärbung im Tagesrhythmus.
Diese Wahrnehmungen haben die symbolische und psychologische Wirkung der Farbe Rot im Laufe der Menschheitsentwicklung gebildet. Welche Bedeutung und Auswirkung die Farbe Rot bis heute für uns hat, soll die nachfolgende Beschreibung verdeutlichen.

Im sichtbaren Spektrum ( optisches Fenster ) von 380nm bis 710nm ist Rot im langwelligen Bereich von 590nm orangerot  bis 710nm blaurot vertreten. Das eigentliche Rot liegt bei ca. 630nm.
Außerhalb von Blaurot mit 710nm grenzt es an den Infrarotbereich und wird als Wärmestrahlung bezeichnet. Sie bleibt für das menschliche Auge unsichtbar.
Die Eigenhelligkeit von Rot beträgt 45% gegenüber einem mittleren Blau von 45% und einem Gelb von 68%.
Die Komplementärfarbe – Gegenfarbe zu Rot ist Grün. Dieses kann im so genannten  Sukzessivkontrast ( Farbnachbild ) überprüft werden.

Bitte schauen Sie ca. 50 Sekunden auf den schwarzen Punkt im roten Feld links und danach auf den schwarzen Punkt rechts. Dort erscheint die Gegenfarbe als Nachbild Grün. Wenn es nicht gleich gelingt, bitte wiederholen.

Farbe Rot Nachbild

Nachbild und Gegenfarbe nach Dr. Heinrich Frieling

Farbe                  Kompensationsfarbe            Nachbildfarbe

Rot  616                  Grünblau  656                     Türkisblau  652
Purpurrot  620       Blaugrün  660                      Blaugrün  660  

Rot im Wortschatz der Sprachen. Das althochdeutsche Wort „rôt“ entwickelte sich aus dem germanischen „rauða?“ und dem indogermanischen „hereúd“ und bezeichnete die Farbgebung von Kupfer, Gold und anderen Metallen. Rot ist die erste Farbe, der Menschen einen Namen gaben, die älteste Farbbezeichnung in den Sprachen der Welt. Nach Untersuchungen von Berlin und Kay gehört der Farbname Rot zu den primären Farbbezeichnungen der Menschen. Begriffe für Farbnamen sind ein elementarer Bestandteil im Wortschatz jeder Sprache und gehören zu den wichtigsten Informationsträgern. Forscher nehmen an, dass der Urmensch ursprünglich nur Rot erkennen konnte und sich erst später die Zäpfchen im Auge zu der heutigen Farberkennung entwickelt haben. Damit besteht die Möglichkeit, wenn die Menschheit überlebt, dass sich ein erweitertes Farbspektrum entwickelt.

Rot / A mar / aka / cherven / chervonyy / chyrvony / coch / Crven / Crveno / Czerwony / dæng / Dearg / ervený / hóng sè / I kuq / I la / Kókkino / Krasnyi / K rm z / Merah / Nyekundu / Pula / Punane / Punainen / ppalang / Raudonas / Rauður / Rde / Red / Rød / Rojo / Rosso Röd / Rood / Rooi / Ro u / Rouge / Sarkans / Vermelho / Vermello / Vermell / Vörös 

Abendrot / Alizarinrot / Backsteinrot / Beigerot / Blutrot / Bordeauxrot / Braunrot / Burgundrot / Cadmiumrot / Chromrot / Cochenillerot /Dunkelrot / Englischrot / Erdbeerrot / Erdrot / Eisenoxidrot / Feuerrot / Feuerwehrrot / Ferrarirot / Fleischrot / Florentienerrot /Fuchsrot / Hellrot / Hellrotorange /Himbeerrot / Höllenrot / Holunderbeerrot / Karminrot / Kermes / Kirschrot / Knallrot / Kupferrot /  Korallenrot / Kadmiumrot / Lachsrot  / Leuchtrot / Leuchthellrot / Litholrot / Magenta / Mennigerot / Mohnrot / Ochsenblutrot / Orangerot / Orientrot / Oxidrot / Perlrubinrot / Pink / Pompejanischrot / Prachtrot / Purpurrot / Rosenrot / Rostrot / Rotlila / Rotorange / Rotviolett / Rubinrot / Saturnrot / Scharlachrot / Signalrot / Spektralrot / Schwarzrot / Schwedenrot / Terrakottarot / Teufelrot / Tomatenrot / Verkehrsrot / Weinrot / Ziegelrot / Zinnoberrot

Im RAL – Register RAL 840-HR ist Rot bezeichnet mit : RAL 2001 Rotorange / 2008 Hellrotorange / 3000 Feuerrot / 3001 Signalrot / 3002 Karminrot / 3003 Rubinrot / 3004 Purpurrot / 3005 Weinrot / 3007 Schwarzrot / 3009 Oxidrot / 3011 Braunrot / 3012 Beigerot / 3013 Tomatenrot / 3016 Korallenrot / 3018 Erdbeerrot / 3020 Verkehrsrot / 3022 Lachsrot / 3024 Leuchtrot / 3026 Leuchthellrot / 3027 Himbeerrot / 3031 Orientrot / 3032 Perlrubinrot / 4001 Rotlila / 4002 Rotviolett

Mit dem Namen Rot leben in Deutschland ca. 309 Personen. In den USA ca. 126. Orte mit dem Namen Rot: 74585 Rot am See / 88430 Rot an der Rot. Das Flüsschen Rot entspringt bei Stollenhof und mündet nach 36 km in die Kocher.

 

Im Regenbogen erscheint Rot als erste Farbe. Durch ein Prisma betrachtet, ist Rot im Kontrast von hell und dunkel am unteren Rand zu sehen.

Warum ist die Sonne rot? Betrachtet man die Sonne aus dem Weltall, erscheint sie weiß. Ihre gewohnte gelbe bis rote Farbe entsteht durch die Trübung, die zwischen Betrachter und Sonne tritt ( Trübung vor dem Licht ). Je größer der Abstand vom Betrachter zur Sonne, desto mehr Trübe zwischen dem Licht der Sonne und dem Betrachter und somit entsteht der Farbeindruck von Gelb über Orange bis zum tiefen Rot. Im Gegensatz dazu erzeugt Trübung vor der Finsternis den Eindruck von Blau ( Himmel ).

Die Farbtonerscheinung Rot kann sich über die Temperatur der Oberfläche verändern ( thermochrome Farben )  z.B. Silbertetrajodomercurat: Diese Farbe verändert sich ab ca. 35° Celsius von Citronengelb über Orange und mit zunehmender Temperatur bis zu einem tiefen Rot. In der Technik werden diese Farben zu Temperaturbestimmungen eingesetzt. So kann anhand einer Farbskala, aufgrund der Verfärbung des Lackes, die Oberflächentemperatur eines Gegenstandes abgelesen werden, z.B. bei Breilöffeln, die als Warnsignal bei  zu heißer Kost für Kleinkinder ihre Farbe wechseln.

 

Die Bedeutung von Rot.
Solange Menschen Farben erkennen können, erleben sie die rote Farbe des Blutes als dramatische Erscheinung. Blut, das leuchtende, lebensspendende Rot. Das rote Feuer als Kraft vernichtend oder wärmend und der rote Himmel am Morgen und bei untergehender Sonne am Abend. Als Naturfarbe war Rot sehr aufwendig herzustellen und daher kostbar und teuer.

In der Beliebtheit der Farben ist Rot in Europa mit 16,6% angegeben. Altersabhängig ist Rot bei Kindern von 5 – 8 Jahren die beliebteste Farbe.

In den Nationalflaggen ( 189 Flaggen ) ist die Farbe Rot  in 148 und vorwiegend in 18 vertreten. Das ist Rot mit 78,3% gegenüber z.B. Blau mit 52,3%.                 

Europa ( 45 Flaggen ) Rot bei 35 und vorwiegend  bei 6 vertreten
Afrika ( 50 Flaggen ) Rot bei 38 und vorwiegend  bei 2 vertreten
Asien ( 49 Flaggen ) Rot bei 44 und vorwiegend  bei 7 vertreten
Australien / Ozeanien ( 9   Flaggen ) Rot bei   7 und vorwiegend  bei 1 vertreten
Nord- und Mittelamerika ( 23 Flaggen ) Rot bei 15 und vorwiegend  bei 1 vertreten
Südamerika ( 13 Flaggen ) Rot bei   9 und vorwiegend  bei 1 vertreten

In den Flaggen der Bundesländer in Deutschland ( 16 Flaggen ) ist die Farbe Rot in 14 und vorwiegend in 2 Flaggen vertreten.

Rot ist die meist verbreitetste Farbe von Fußballtrikots.

In der Heraldik ( Tingierung ) wurde Rot sehr häufig benutzt. Von 80 Wappen zeigen ca. 45 Rot. Die heraldische Farbregel besagt: alle Farben sind gleichrangig. Es gibt keine Farbe, die rangmäßig über anderen stehen.

Rote Mineralien und Edelsteine:  Blutstein ( Hämatit) / Eisenerz / Feueropal / Granat / Karneol / Kupfer /  Rosenquarz / Roteisenerz / Rubin / Zinnober

Rotes Glas: Rubinglas, ein mit Gold oder Kupfer rot gefärbtes Glas. Über Erhitzung erhält das Glas die prachtvolle, rubinrote Färbung (Roter Stern in Moskau).

Rote Blühten:  insgesamt ca. 458 Arten, z.B.:
Rose / Klatschmohn / Tulpe / Rotklee / Lilie / Alpenveilchen / Nelke / Gartensteinkraut / Weihnachtsstern / Weihnachtskaktus / Fuchsie / Lungenkraut / Granatapfel / Hibiskus / Geranie / Pfirsich / Primel / Oleander / Mannesknabenkraut / Purpurglöckchen / Heide / Tränendes Herz / Fingerhut / Akelei / Bougainvillea / Herzblume / Korallenstrauch / Sonnenkraut / Feuersalbei / Alpenrose / Adonisröschen / Elfenschuh / Quitte / Heidekraut

Chemische Elemente: Calcium / Lithium / Kalium / Strontium / Rubidium

Rote Farbmittel: Eisenoxid / Eisenhydroxid / Zinnober / Häm / Krapp / Purpur / Mennige / Cochenillelaus

Farbpigmente „Kremer Pigmente“ Rot in unterschiedlichen Abtönungen, z.B.:
Chinesischer Zinnober / Eigene Pigmente / Rote Farben / Granatmehle / Cadmiumfarben / Organische Pigmente

Farbpigmente Le Corbusier:  Le Corbusier entwickelte eine Farbskala „Polychromie Le Corbusier“, in der rote Pigmente vertreten sind:

KT 43.23 Gewürzrot / LC 32.090 Rouge fonce / KT 32.095 Affoltern Rot / KT 32.109 Pompejianischrot / LC 43.1 Rouge vif / KT 43.21 Coquelicot / KT 43.24 Korallenrot / KT 43.25 Granatrot / LC 32.100 Rouge carminée / LC 32. 101 Rouge framboise / LC 43.12 Rouge rubis / KT 06.001 Hot Magenta

 

Rot als symbolische Bedeutung ist die Wahrnehmung und die Übertragung der Farbe des Blutes und des Feuers. Die Symbolkraft Rot steht für das animalische Leben, im Gegensatz zu der Gegenfarbe Grün für das pflanzliche Leben. Seit jeher hat sich die Farbe Rot durch alle Kulturen und Lebensbereiche als bedeutendes Symbol in seiner intensiven Wirksamkeit gezogen.

Rot als Symbol für Temperament - Choleriker / Planet - Mars / Metall - Eisen / Element - Feuer / Form - Quadrat / Blume - Rose / Tierkreiszeichen - Widder.

Es ist auffallend, wie sich die Macht und die Wirksamkeit der Farbe Rot auf das Gefühlsleben der Menschen auswirkt.
Mit Rot verbindet sich für uns die Erfahrung der Farbe des Blutes – Leben und Tod, Feuer, Wärme – Kraft – Vernichtung. Rot umfasst die Skala von Purpur, der Farbe der Würde, Erhabenheit und Kostbarkeit, über Rot als Farbe der Liebe, bis hin zum Feuerrot als kriegerisch, revolutionär, aggressiv und gewalttätig. Obwohl noch keine eindeutigen Ergebnisse vorliegen, ist es experimentell nachgewiesen, dass Rot als Licht eine starke Wirkung auslöst. So wird durch rotes Licht die Saatkeimung wesentlich  gefördert.

Experimente in Japan haben gezeigt, dass bei Rotbestrahlung das Wachstum von Meerschweinchen rapide zugenommen hat. Ebenso erhöhte sich der Blutdruck. Medizinisch wird das Rotlicht bei bestimmten Therapien erfolgreich eingesetzt.

Rot wirkt nicht nur anziehend, es weckt auch Misstrauen und Wachsamkeit, hält auf Abstand und schüchtert ein.

Die Macht der roten Farbe. „Während der Kulturrevolution in China brach der Verkehr völlig zusammen, da es in den Augen der Jugendlichen ein Ausdruck konter-revolutionärer Gesinnung war, bei Rot stehen zu bleiben. Das musste sofort geändert werden, denn selbstverständlich war Rot eine Farbe zum Weitergehen.“ ( Jung Chang  Wilde Schwäne )

Neuste Forschungsergebnisse
Eine Frau Mitte 20, braunes, halblanges Haar, neutraler Gesichtsausdruck, gekleidet in einem unscheinbaren Blau wurde von männlichen Probanden als Durchschnittstyp wahrgenommen. Als dieselbe Frau mit einem feurig roten Pullover virtuell verändert wurde, erweckte sie bei der gleichen männlichen Versuchsgruppe plötzlich großes Interesse. Die Frau in Rot erzeugte eine doppelthohe Bereitschaft für ein Treffen und für die Investition  von 100 Dollar für ein Essen. Dass dieses Interesse und die Bereitschaft Geld zu investieren allein durch die rote Farbe gelenkt wurde, war keinem der Probanden bewusst. Die Versuche wurden an der Universität Rochester von Andrew Elliot durchgeführt.

Die britischen Anthropologen Russel Hill und Robert Barton haben festgestellt, dass bei den  Olympischen Spielen in Athen rot gekleidete Boxer und Ringer häufiger gewannen als blau gekleidete. Wie weit die Macht der roten Farbe geht, wollte der Sportpsychologe  Norbert Hagemann herausfinden. Um seine Vermutung zu prüfen, zeigte er erfahrenen Taekwondo-Richtern Videoclips mit Wettkampfszenen, mit der Bitte, Punkte zu vergeben. Die Kampfszenen wurden mit blauer Sportkleidung gezeigt. Nachdem die- selben Kampfszenen in virtuell verändertem Rot gezeigt wurden, änderten die Punktrichter ihre Punktverteilung und zwar zugunsten der rot gekleideten Kämpfer.

Zur Begründung der neuen Fussballtrikots der Deutschen Nationalmannschaft 2005 meinte Jürgen Klinsmann „ Rot steht für Aggressivität “ ( Meldung WDR vom 25.05.05 ). Die Farbe ist inzwischen aufgegeben.

Selbst bei Tieren ist die Macht der roten Farbe zu erleben. Die Verhaltensbiologin Sarah Pryke von der Macquarie Universität in Sydney züchtete verschiedene Prachtfinken, die unterschiedliche Schopffederfarben hatten und setzte diese in einen Käfig zusammen mit einem Finken, der rote Schopffedern hatte. Konflikte bei der Nahrungsaufnahme entstanden nicht, da der rote Fink ungestört als erster die Nahrung aufnehmen konnten. Das auch bei Vögeln, die vorher nie eine rote Farbe gesehen hatten. Rot erzeugte Angst. Das zeigte sich auch darin, dass die nicht roten Vögel eine um 58 Prozent höhere Konzentration des Stresshormons Corticosteron im Blut hatten.

Wie dpa kürzlich meldete, gibt die Autofarbe Auskunft über das Liebesleben des Fahrers. Danach lieben Frauen, wenn sie Single sind, ein aufreizendes Rot für ihr Auto, während Frauen in festen Bindungen neutrale, zurückhaltende Farben bevorzugen. Es ist zu vermuten, dass Singles Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen, während Verheiratete das Signal Rot nur vereinzelt benutzen. Die Ergebnisse wurden von einer britischen Versicherung durch Angaben von 70.000 Autofahrern ausgewertet.

Weitere interessante Forschungsergebnisse lesen Sie unter „Das Wesen der Farbe Blau“ in dieser Homepage.

 

Rot steht für Kraft, Erregung und Antrieb. Rot ist nach Meinung weltweiter Forschungsgruppen die kräftigste und emotional erregendste Farbe. Goethe stuft sie in seiner Farbenlehre als „höchste Steigerung der Farben“ ein. Sie gilt als brillant, erregend, lebhaft, hitzig, erwärmend, leidenschaftlich, laut, reich, als Verkörperung von Feuer, Eros, Blut, Gefahr, Macht, Würde, Kraft, Liebe, Nähe. Rot erscheint näher und aufdringlicher als alle anderen Farben. Goethe schreibt weiter über Rot: „Die Wirkung dieser Farbe ist so einzig wie ihre Natur. Sie gibt einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde, als von Huld und Anmut; Jenes leistet sie in ihrem dunklen, verdichteten, dieses in ihrem hellen, verdünnten Zustande. Und so kann sich die Würde des Alters und die Liebenswürdigkeit der Jugend in eine Farbe kleiden“.

Kandinsky vermerkt dazu: „Rot - eine Farbe, trotz aller Energie und Intensität eine starke Note von beinahe zielbewusster Kraft“ und Ernst Jünger schreibt: „Rot ist unser irdischer Lebensstoff, wir sind ganz und gar ausgekleidet mit ihm. Die rote Farbe ist uns daher so nah, dass zwischen ihr und uns kein Raum zur Überlegung besteht. Sie ist die Farbe der reinen Gegenwart; unter ihrem Zeichen verständigen wir uns auf sprachlose Art“. „Wenn unter Rot alles Rote zusammengefasst wird, ist es die Farbe der vollen Lebenskraft, Herrschaft und Gewalt, der Liebe und der Macht. Blut und Feuer sind Elemente, die Rot durch alle Zeiten und Kulturen ihre symbolische Bedeutung verleihen.“

„Die rote Farbe wurde in den meisten Fällen als stark erregend, erwärmend und belebend angegeben. Man fühlt sich unter ihrer Einwirkung willenlos, als stünde man unter einem Zwang. Diese Farbe hat eine anspornende, angreifende Wirkung. Fast immer war die erregende Gefühlsbetonung mit Lust verbunden“. Stefanescu Goanga

Nach Untersuchungen über Farben zu Eigenschaften und Gefühlen von  Eva Heller, ist vorwiegend Rot bei Begriffen: ( Prozentangaben ) Die Liebe 90 / Die Erotik 69 / Die Leidenschaft 61 / Die Wut, Der Zorn 60 / Die Aggressivität 58 / Die Sexualität 53 / Die Hitze 51 / Die Gefahr 48 / Die Wärme 47 / Die Energie 44 / Die Begierde 39 /  Das Verbotene 38 / Das Verführerische 37 / Die Kraft 36 / Die Nähe 33 / Die Aktivität 32 / Das Attraktive, Das Anziehende 31 / Das Laute 31 / Die Lebensfreude, Die Freude 29 /  Die Dynamik 27 / Die Hektik 26 / Etwas Rundes 26 / als Ergebnis dokumentiert.

Heinrich Frieling sieht die Gefühlsbewegung Rot in Verbindung mit Zorn und Liebe 50% / Freude 30% / Hass und Kraft 20% / Zwang 10%.

 

Rot ist die Liebe. Man errötet vor Scham. „ Errötend folgt er ihren Spuren.......“ heißt es in Schillers Lied von der Glocke. Vor Zorn wird man rot ( Ein Mann sieht rot ). Rot ist die Farbe des Blutes und des Krieges, des Kriegsgottes Mars. Der rote Planet. Rot vermittelt Kraft und Mut. Aus diesem Grund trugen Krieger rot. Im alten Irland waren es die Ruad , die Roten. Die Germanen färbten sich die Haare rot, wenn sie in den Kampf zogen. Rothaarig war auch Donar, der Gott des Blitzes und Kampfes. Der römische Kriegsgott Mars trug einen roten Mantel und siegreichen römischen Feldherrn wurde für ihren Triumphzug das Gesicht rot gefärbt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts trugen Soldaten bevorzugt rot. Die roten Streifen an den Uniformen der Franzosen zum Beispiel. Erst als der Kampf Mann gegen Mann durch technische Mittel ersetzt wurde, ist Rot gegen Tarnfarben ausgetauscht worden.

Rot, die Farbe des Feuers ( Den roten Hahn setzen – das Haus anzünden  ). „Der oft den roten Hahn meilenweit von fern gerochen“ Eduard Mörike - Der Feuerreiter. In manchen Gegenden gilt als volkstümliche Überlieferung: Dass dort, wo der Blitz einschlägt, ein Rotkehlchen brütet. Auch gilt es als gefährlich, bei Gewitter eine Alpenrose bei sich zu tragen. In Ostpreußen war man der Meinung, dass ein Feuer ausbreche, wenn die Braut etwas rotes in der Kleidung habe. Rotes Haar, da droht Gefahr. Rot ist die Farbe der Korrektur. Man schreibt rote Zahlen. Es fällt etwas dem Rotstift zum Opfer. Der rote Faden, der sich durch eine Geschichte zieht. Die englische Marine kam auf die Idee, ihre Taue mit einem roten Faden zu durchwirken, um sie vor Diebstahl zu schützen.
Die roten Listen sind Verzeichnisse, die eine Gefährdung oder Gefährlichkeit ihres Inhalts ausdrücken. Dazu gehören z.B. Verzeichnisse der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten oder das Verzeichnis der gehandelten Arzneien.
Ein langes Experiment mit sich selbst dokumentiert C.G. Jung in dem „Roten Buch“, das fünfzig Jahre nach seinem Tod nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Sollen Fußballspieler wegen grober Unsportlichkeit vom Platz gestellt werden, zieht der Schiedsrichter die „Rote Karte“.

Rot, die Farbe des Henkers und der Justiz. Mit roter Tinte unterschrieben die Richter die Todesurteile. Bis heute hat sich das Rot in den Roben der Richter des Bundesverfassungsgerichts gehalten. Leider wird die Erscheinung der edlen Kleidung vor dem Hintergrund der  Holzvertäfelung im Gerichtsaal zunichte gemacht.

In Russland hat Rot eine durchaus positive Bedeutung, so bedeutet im russischem Rot:  wertvoll und schön. Die rote Ecke war der Platz für die Ikonen. Der „Rote Platz“ in Moskau. Bär und Zobel sind rotes Wild, nicht weil das Fell rot ist, sondern weil ihr Fell wertvoll und teuer ist. Die vorherrschende Farbe der Festtagskleidung war rot und in der Ausstattung der Wohnungen spielte diese Farbe eine erhebliche Rolle. Im Ausstellungskatalog „Rot in der Russischen Kunst“ ist das sehr eindrucksvoll dokumentiert. Die Symbolik der roten Farbe ist bis heute für das russische Folk von tiefer Bedeutung. „Rot – Krasiwi und Schön sind im Russischen ein Begriff. Krasnaja dewiza schönes Mädchen, krasnyj molodez schöner, junger Mann, krasnaja zena guter Preis, krasnyj djen schöner Tag, schönes Wetter. Der Ausspruch moja krasnaja jagodka mein rotes Beerchen, ist zu verstehen mit: wie schön du bist meine Geliebte.“ Rot in der Rssischen Kunst

Das festliche Hochzeitsgewand der Braut in Russland war traditionell rot, bis es nach westlicher Beeinflussung im 18. Jahrhundert durch weiß ersetzt wurde. Ähnlich wie in China. Auch hier war das traditionelle Brautkleid bis vor wenigen Jahren rot.

Die „purpurgeborene Prinzessin Anna“ ( porphyrogenetos ), Schwester des byzantinischen Kaisers Basileios II wurde als Dank für die Verteidigungshilfe gegen den Einfall der Usurpatoren Wladimir zur Frau gegeben.
Zum Ende des 18. Jahrhunderts, während der französischen Revolution, wurde die Farbe Rot erstmalig als Symbol des revolutionären Kampfes und der Freiheit verstanden.

Rot ist traditionell die Farbe der Arbeiterbewegung, von sozialdemokratisch und kommunistisch ausgerichteten Parteien, Bewegungen und Gewerkschaften. In Deutschland haben sich die SPD und die nach der Wiedervereinigung gegründete  DieLinke für die Farbe Rot als Symbol entschieden.

Bei den nord- und mittelamerikanischen Indianern hatte Rot die symbolische Bedeutung von Glück und Schönheit, sie galt für die Himmelsrichtung Westen. Rote Markierungen machten Ankömmlinge auf die Territorien aufmerksam.

Rotmützen ist eine Bezeichnung für Praktizierende der Nyingma-Tradition des  tibetischen Buddhismus.

Das Rote Kreuz“ / Rotkreuzbewegung IRK. Bei dem Symbol des roten Kreuzes auf weißem Grund handelt es sich um die Umkehrung der Schweizer Flagge zu Ehren des Schweizer Begründers Henry Dunant und seines Heimatlandes. Das rote Kreuz wird als Symbol des Genfer Abkommens von 1949 „zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde“ benutzt. Im Osmanischen Reich wurde anstelle des Roten Kreuzes der Rote Halbmond verwendet. Die Türkische Regierung war der Meinung, dass das Rote Kreuz das religiöse Empfinden ihrer Soldaten verletzen würde. Der Rote Halbmond ist daher offizielles Symbol. Der Iran verwendete 1924 – 1980 einen roten Löwen mit roter Sonne, danach auch den Roten Halbmond. Der von Israel benutzte Rote Davidstern und später der Rote Torbogen sind als Kennzeichen der Genfer Konvention von der Organisation abgelehnt. Der Rote Davidstern ist nur für indikative Verwendung zulässig.

Das Rote Meer. Über die Namensgebung gibt es verschiedene Auslegungen. Es wird angenommen, dass der Begriff aus dem althergebrachten System der Bezeichnungen von Himmelsrichtungen durch Farben stammt. In Bezug auf das iranische Folk lag das rote Meer im Süden und wurde durch Rot symbolisiert. Auch die rote Erde auf der Ostseite des Meeres, die durch die Sonne rot verbrannte Westseite, und die Rotfärbung durch die aufgehende Sonne werden als Namensgebung herangezogen.
Über die Bedeutung „Das Rote Meer“ schreibt 1609 William Lithgow:  „Das Rote Meer, dass wir zu unserer Linken im Westen liegen ließen, ist nicht etwa rot, wie viele glauben, sondern besitzt die gleiche Farbe wie andere Meere. Der Name Mare Rubrum stammt daher, dass der Ufersand und die darauf wachsenden Binsen und Büsche rot sind. Andere beziehen die Namensgebung auf Moses, der mit seinem Stab die Flüsse und Nilarme in Blut verwandelte, indem sie fälschlicherweise Meere statt Flüsse lesen.“

Rote Sterne. Auch am Himmel sind rote Sterne zu beobachten. Die Farbe der Sterne entsteht durch die Oberflächentemperatur. Sehr heiße Sterne leuchten blau, sehr kühle dagegen rot. So hat etwa Antares, der rote Riesenstern im Skorpion, weniger als 4.000 Grad Oberflächentemperatur.

In der kirchlichen Liturgie wechseln die Farben im Zyklus des Kirchenjahres. Die jeweilige Farbe des Kirchenfestes ist durch einen bestimmten Farbkanon festgelegt, den es seit dem 12. Jahrhundert gibt. Die Farben sollten eine Sinneswirkung auf Stimmung und Bewusstsein der Menschen ausüben. Die liturgischen Farben für Gewänder und Paramente werden in römisch-katholischen, anglikanischen und lutherischen Kirchen fast gleich verwendet.
In der liturgischen Farbfolge wird Rot, die Farbe des Blutes und des Feuers und Sinnbild des heiligen Geistes zu Pfingsten, Palmsonntag, Karfreitag, Kreuzerhöhung, zur Firmung und allen Märtyrer- und Apostelfesten verwendet.

Nach der zur Zeit gültigen gesellschaftlichen Norm ist Rot eine männliche Farbe als Symbol für Kraft und Aktivität. In Japan gilt Rot als Frauenfarbe. Bei veränderten sozialen Verhältnissen ( auch Frauen voll Kraft und Aktivität ) ist eine veränderte Farbsymbolik zu erwarten.

Rot spielte und spielt in der Kleiderordnung eine außergewöhnlich große Rolle. Rot war in der sozialen Wertvorstellung die bevorzugte und vornehmste Farbe und behauptete sich im Spätmittelalter als Vorrecht des Adels. Der herrschende Adel verbot dem Volk bei Todesstrafe das Tragen der roten Farbe. Erst als die Bedeutung des Adels abnimmt, verliert auch das Rot an Wichtigkeit. In der Freiburger Kleiderordnung von 1524 / 1525 wurde auch den Gelehrten ein roter Mantel zugestanden. Da die Obrigkeit gegenüber dem Geldadel an Einfluss verlor, wurde das Tragen von Rot immer mehr ein Symbol des Reichtums. Noch im 18. Jahrhundert heirateten die Nürnberger Patrizierinnen in roten Kleidern. Der Bräutigam trug rote Hosen. Die weltlichen Fürsten liebten es, ihren Hofstaat bei feierlichen Anlässen in Rot zu kleiden.
Zur Einführung des so genannten Lutherrocks wurde 1842 in Preußen als Fakultätsfarbe Purpur für die Juristen und Scharlachrot für die Mediziner eingeführt. Als Folge der Studentenbewegung 1968 sind diese Farben weniger zu sehen. Die feierliche, kostbare Wirkung der roten Farbe machte sich auch Napoleon zunutze, als er zu seiner Krönung 1804 einen Mantel in dieser Farbe wählte. Wie stark die symbolische Bedeutung der Farben war, zeigt unter anderem eine Braunschweiger Ratsverordnung von 1653 für die Farben der Brautkisten. „Die Farbe der Brautkisten sei im ersten Stand rot, im zweiten grün, im dritten licht- und dunkelgrün, und im vierten von geringer Farbe“. Heute werden andere Symbole für den Wert der Bräute benutzt. Wer sich heute rot kleidet, will mit Sicherheit nicht ungesehen bleiben.
Der Schotte William Lithgow berichtet in seinen Reisebeschreibungen 1609 über Venedig: „Die Juden müssen genau wie in Rom rote Mäntel und gelbe Hüte tragen, damit man sie von der übrigen Bevölkerung unterscheiden kann.“

Am 09.02.2005 begann in China das Jahr des Hahns ( Neujahrsfest ). In den davorliegenden Jahren ließen sich Frauen vom Schneider für dieses Fest rote Kleider anfertigen. Am Neujahrsfest  2005 gab es einen regelrechten Run auf  Dessous in den Kaufhäusern, mit dem Ergebnis, dass alle roten Dessous ausverkauft waren. Rot gilt in China als Farbe der Freude und des Glücks.

Der Weihnachtsmann oder Nikolaus ist traditionell mit rotem Mantel und roter Mütze ausgestattet. Der Ursprung der roten Kleidung ist unklar. Es ist denkbar, dass diese Farbe aus der kirchlichen Tradition stammt. Möglich ist auch, dass dem skandinavischen Auswanderer Haddon Sundblom eine dem Nikolaus ähnliche Gestalt aus Lappland als Vorlage für die Kreation des roten Coca-Cola-Weihnachtsmanns diente. Aber schon 1863 stellte der deutsche Auswanderer Thomas Nast den Weihnachtsmann in roter Kleidung dar.

Rotkäppchen und der Wolf. Rotkäppchen, im Burgenland auch als Piroschka bekannt, ist eines der bekanntesten Märchen der Gebrüder Grimm. Die rote Kappe, die dem Märchen seinen Namen gab, war der Anlass zahlreicher psychoanalytischer Sexualtheorien ( Erich Fromm ).

 

Das edelste Rot war das Purpur. Könige wurden in purpurrote Mäntel gekleidet. Kardinäle tragen den Kardinalspurpur. Purpurrot sind die Talare der oberen Richter bis heute. Purpur war die kostbarste Farbe der Antike, es wurden nur die edelsten Stoffe damit gefärbt. Die Herstellung dieser Farbe war das streng gehütete Geheimnis des byzantinischen Hofs und ging mit dem Untergang Konstantinopels verloren. Es wird angenommen, dass der Farbstoff aus der Purpurschnecke gewonnen wurde. Nachweislich wurde bereits um 1600  v. Chr. im minoischen Kreta Purpur hergestellt. Die Substanzmenge pro Schnecke, aus der Purpur gewonnen wird, ist so gering, dass für ein Gramm reinen Purpurs ca. 10.000 Schnecken nötig sind. Im alten Rom war die Farbe  Purpur dem Kaiser und den Senatoren vorbehalten. Der Kaiser trug eine ganze Toga und die Senatoren nur einen Streifen in dieser Farbe. Das heute echte Purpur ist rötlicher und wird aus getrockneten weiblichen Schildläusen gewonnen ( Farbstoff Karmin ). Für ein Kilo dieser Farbe sind etwa 140.000 Läuse nötig.
Die Nutzung des  organischen roten Farbstoffs der Schildlaus ist schon aus der frühen Eisenzeit ( Hallstattkultur ) belegt ( Fürstengrab von Hochdorf ).

Der ursprüngliche Name für diese Farbe war Kermes oder Scharlachrot. Kermes war absolut lichtecht und verblasste nicht im Laufe der Jahre.
Der Fes der Mohammedaner, so ist es im Koran vermerkt, wird mit Kermes gefärbt. Papst Paul II ordnete 1464 an, die Kardinalsgewänder künftig mit Scharlach statt mit Purpur zu färben.

Ein weiterer roter Farbstoff ist Krapp. Er wird aus der Wurzel der Krapp-Pflanze gewonnen. Als Künstlerfarbe unter dem Bergriff Krapplack noch heute erhältlich. Nach der Entdeckung Amerikas wurde ein neueres, „besseres“ Rot bekannt.

Das Rot der weiblichen Cochenilleschildlaus. Diese Läusefarbe wurde schon von den Mayas zum Färben verwendet. Der organische Farbstoff der Cochenilleläuse wird heute noch von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie verwendet, z.B. für Lippenstifte oder rote Getränke. Mit dem Hinweis, dass Lippenstifte aus Läuseblut gemacht werden, wollte man junge Mädchen abhalten, sich zu schminken.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Naturfarben durch chemische Anilinfarben ersetzt. Damit verlor Rot an Kostbarkeit, nicht aber an symbolischer und emotionaler Bedeutung.

So spielte die Farbe Rot nicht nur in vergangenen Zeiten eine bedeutende Rolle, auch bis in unsere heutige Zeit ist ihre symbolische und emotionale Macht wirksam.

Das echte organische Purpur ist heute nur noch selten im Einsatz, meistens in der Färbung von religiösen Gewändern, oder bei der Restaurierung von historischen Gewändern, die ursprünglich mit Purpur gefärbt waren. Das heute im Handel befindliche echte Purpur wird mit ca. 2.500 EUR pro Gramm gehandelt.

 

Eine nicht wegzudenkende Bedeutung hat Rot als Signalwirkung im Straßenverkehr. Wer Rot nicht achtet, macht sich strafbar. Rot signalisiert Stop, Gefahr, Alarmknöpfe, besondere Gefahrenhinweise, Rückleuchten an Fahrzeugen. Gebotsschilder sind daher rot. Wenn im Auto irgendwo etwas rot leuchtet, sollte man besser anhalten.

Rot als Signal in der Natur. Die grüne Erdbeere im grünen Blattwerk ist ohne Bedeutung und daher kaum erkennbar. Erst im Reifeprozess von Gelb über Orange zum Rot erreicht die Frucht ihren Reifezustand und grenzt sich im höchsten Farbkontrast zum Grün erkennbar vom Blattwerk ab und erregt damit für Mensch und Tier die größte Signalwirkung ( pflück mich ). Der Reifegrad einer Frucht ist, ohne sie anzutasten oder  mit dem Geruchssinn  wahrzunehmen, über die Farbe erkennbar.

Rot als Kennzeichnung bei Temperaturbestimmungen über ( thermochrome Farben )  z.B. Silbertetrajodomercurat. Diese Farbe verändert sich über die Temperatur ab ca. 35° Celsius von Citronengelb bis zu einem tiefen Rot. Mit Rot bezeichnet sind: Dampf in der Kennzeichnung der Rohrleitungen nach dem Durchflußstoff nach DIN 2403 mit RAL 3000 Feuerrot, Wasserhähne für  warmes Wasser, alle Gefahrenhinweise und Verbote. Bei der Kennzeichnung vieladriger Elektrokabel, farblicher Markierungsstandards einzelner Adern der Elektrokabel, in der Nachrichtenübertragung. In der Kennzeichnung der Signalzugehörigkeit, mit dem Hauptzweck zeitsparender Installation, wird Rot für bestimmte Signale verwendet. Auch das vorgeschlagene neue Symbol für Radioaktivität (ISO 21482) der Internationalen Atomernergieorganisation IAEO setzt sich aus Rot und Schwarz zusammen.

Politische Parteien nutzen die Farbe Rot als Identifikationsmerkmal. Die rote Fahne der Revolution, die Roten, die rote Armee, Rotchina, die roten Khmer. Auch in der Darstellung von Wahlergebnissen wird  Rot im Ergebnisbalken und in der Sitzverteilung   benutzt.

Roter Stern. Der rote, fünfzackige Stern wird und wurde als Symbol für die kommunistische Weltanschauung benutzt. Er war auch das Symbol der radikalen Linken (Logo der RAF).
In Wappen und Flaggen ist der Rote Stern in kommunistischen und sozialistischen Staaten häufig zu sehen. Auf dem Roten Platz in Moskau leuchtet der „Rote Stern“. Die insgesamt fünf Kremeltürme wurden 1937 mit einen Stern mit drei Metern Spannweite aus dreischichtigem Rubin- und Achatglas gekrönt.
In einigen Fußballvereinen, allerdings ohne Bezug zum Kommunismus, ist der rote Stern zu sehen. Ebenso im Logo der niederländischen Bierbrauerei Heineken.

Der rote Teppich wird auch heute noch ausgerollt als besondere Farbe für besondere Ereignisse. Bei Fluggesellschaften darf man in der ersten Klasse auf einem roten Teppich zum Einchecken schreiten.

 

Rot als Sex-Appell. Rote Lippen und rote Fingernägel z.B. haben eine starke  symbolische und emotionale Wirkung. Die Farbe Rot macht aufmerksam. Rote Lippen soll man küssen, denn zum küssen sind sie da...... Die rote Laterne als Hinweis zu gewissen Etablissements. Das Rotlichtviertel. Allerdings berichtet William Lithgow 1609 in seinen Reiseberichten, dass sich Frauen in Nordafrika (Berberei) die Finger- und Fußnägel rot anmalen, da weiße Nägel als anstößig galten.

Wie bedeutend Rot in der Verwendung von Signalen ist, zeigt unter anderem der Verbrauch der roten Farbe für die Kosmetik. Man streicht etwas rot im Kalender an. Der rote Faden zieht sich durch etwas. Man schreibt rote Zahlen, sieht rot, wird rot vor Wut. Die rote Gefahr. Er ist mir ein rotes Tuch. Der würdige Empfang auf einem roten Teppich. Der Ausruf: Das ist ja ein Roter ! Bei aller Symbolik ist die Farbe aber immer verbunden mit den Gegenständen und Nutzungen. Ein roter Sportwagen, ja. Aber könnte ein Staatsoberhaupt in einem roten Wagen vorfahren, oder sich in einem roten Anzug präsentieren? Da bleibt es beim kleinen Akzent, der roten Krawatte oder dem roten Schal.

In der Filmindustrie wird Farbe aufgrund ihrer emotionalen Bedeutung bewusst als dramaturgisches Mittel genutzt. Wie Rot dramaturgisch eingesetzt wird, ist eindrucksvoll in Ingmar Bergmanns Film „Fanny und Alexander“ oder in „Der Koch, der Dieb seine Frau und ihr Liebhaber“ von Peter Greenaway zu erleben. Die Farbe als Struktur, Grenze und Symbol. In Greenaways Film wird Rot als Symbol für Blut, Fleischfresser, Aktivität und Gefahr eingesetzt. Greenaway benutzt nicht nur die strukturelle Kraft der Farben. „Er bedient sich auch ihrer unmittelbaren Wirkung, wie Goethe sie erforschte“ Zitat  Johannes Uhl.

In der Werbung wird die rote Farbe aufgrund ihrer schnellen Erfassbarkeit, ihres enormen Aufmerksamkeitswerts und ihres erotischen Aspekts bewusst und erfolgreich eingesetzt.

 

Tiere nehmen Farben war, allerdings nicht in derselben Weise wie Menschen. Manche Tiere, vor allem Vögel wie z.B. Tauben besitzen vier Farbrezeptoren. Sie können dadurch mehr Farbtöne als Menschen unterscheiden. Andere Tierarten besitzen nur zwei Farbrezeptoren, was zu eingeschränkten Farbwahrnehmungen und Farb-unterscheidungen führt. Bei Bienen ist Rotblindheit und Ultraviolett-Tüchtigkeit nachgewiesen ( K. v. Frisch ). Weitere Tierarten: Resusaffen mit zwei Rezeptoren 540-565 nm eingeschränkt im Blau-Grün-Bereich und im Rot-Bereich / Pferde mit zwei Rezeptoren 428-539 nm eingeschränkt im Grün-Gelb- und Rot-Bereich / Vögel besitzen vier Rezeptoren 370 – 565 nm und nehmen daher Rot besonders gut war. Tropische Blumen, die von Kolibris bestäubt werden, sind vorwiegend rot. Die Schlünde der sperrenden Jungvögel sind häufig rot. Die Möwen haben einen roten Punkt auf dem Schnabel, der von den Jungvögeln angepickt wird, um die Muttertiere zur Fütterung anzuregen. Zur Paarungszeit ist die zusätzliche Einfärbung bei Tieren auffallend . Die Farbe dient hier als Signal zur Partnererkennung, als Warn- und Anreizfarbe und Locksignal. Manche männlichen Tiere wie z.B. der Fregattenvogel blasen einen enormen roten Kehlsack auf, um auf sich aufmerksam zu machen. ( Fast wie im menschliche  Verhalten. ). Es ist aber eine falsche Annahme, dass der Stier auf ein rotes Tuch besonders gereizt reagiert. Er kann Rot nicht erkennen. Es sind vielmehr die Bewegung des Tuches und die Verletzungen durch die Picadores, die den Stier reizen. Für die Zuschauer ist das rote Tuch natürlich eine starke emotionale Aufladung.

 

Menschen mit einer Vorliebe zu Rot werden bestimmte Eigenschaften zugesprochen. Die positiven sind: Temperament, Offenheit, Tatendrang, Risikobereitschaft, Mut, Leidenschaft. Negative Merkmale: Triebhaftigkeit, Aggressivität, Herrschsucht, cholerisches Temperament, Rastlosigkeit. Frieling vermerkt in seiner Testauswertung ( Frieling Farbtest ): „ Bei ausgesprochenen Rotliebhabern liegt immer hohe Integrations-fähigkeit und Erlebnisbereitschaft vor. Starkes Ich-Bewusstsein, auch Stolz und Unabhängigkeitsstreben. Die Ablehnung von Rot kann im Zusammenhang mit zurückliegenden Erlebnissen ( wie Blut, Unfall, Gewalt ) und damit verbundenen Angstvorstellungen  stehen. “

 

Untersuchungen über Farbassoziationen, die Janiesch-Farbenplanung in den letzten Jahren durchgeführt hat, ergaben zu Rot folgende Ergebnisse:

  • Test Briefumschläge: Es wurden Briefumschläge in rot, gelb, blau, grün, schwarz und weiß vorgelegt. Frage: In einem dieser Briefe ist eine gute oder schlechte Nachricht enthalten. Die gute Nachricht wurde mit 15% dem roten Briefumschlag zugeordnet. Die schlechte Nachricht mit 5%.

  • Kinder im Alter von 4 - 6 Jahren entschieden sich mit 25% für Purpurrot und mit 16%  für Rot.
  • Behinderte Kinder  entschieden sich mit 5% für Purpurrot und mit 27% für Rot.

    Bei Frieling ist die Beliebtheit bei Kindern von 5 - 8 Jahren mit 32,5% Purpurrot  und bei Kindern von 9 - 10 Jahren mit 35% Rot angegeben.

  • Als Vorzugsfarbe bei Behinderten Frauen  hatten Rot mit 42% und Purpur mit 48%eine hohe Beliebtheit.

  • Bei der Befragung nach der Bettenfarbe in Kliniken hatte Rot keine Bedeutung.

  • Es brennt. Sie haben die Möglichkeit, durch eine der farbigen Türen ins Freie zu gelangen. ( Es waren mehrere Farben angeboten u.a. Rot, Grün, Schwarz. ) Frage: Welche Türfarbe würden Sie wählen ? Durch Türen mit roter Farbe würden 42% der Gefragten bei Gefahr laufen und nur 8% durch grüne Türen. 14% würden auf keinen Fall eine rote Tür benutzen. In den USA ist EXIT mit rot gekennzeichnet.

  • Bei der Frage, welche Farbe bezeichnen Sie als heiter, war Rot mit 8% vertreten.

  • Duftassoziationen. Getestet wurden bei Rot: Mottenpulver 0%, Rosenduft 9%, Ammoniak 0%, Pfefferminze 0%, Essig 14% Purpurrot , Äther 9% Purpurrot / 6% Rot, Fauliger Duft 0%.

  • Geschmacksassoziationen. Getestet wurden bei Rot: süß 19% rot / 6% purpurrot, sauer 0%, salzig 0%, bitter 0%, scharf 32% Rot / 6% Purpurrot, mild 0%.

    Getestet wurden insgesamt 36 Farben (Janiesch-Colortest). Signifikant ist, dass jede Wahrnehmung ihre spezifische Farbassoziation hat und das sehr deutlich. In den Testreihen von Eva Heller ist abzulesen, welche assoziative Bedeutung Rot für weitere Begriffe hat.

     

    Bezeichnungen Rot: Rotauge, Rotfeder (Fischarten), Rotkehlchen, Rotschenkel,Rotschwanz (Vogelarten), Rotfuchs, Rothirsch, Rote Beete, Rote Rübe, Rotholz, Rotes Meer, Rote Insel (Helgoland), Roter Sand (Leuchtturm in der Wesermündung).

     

    Rot im Sprachgebrauch - Redensarten:

    rot ist die Liebe “
    „ alles durch die rosarote Brille sehen „
    „ der rote Faden, der sich durch alles zieht „
    „ zornesrot
    rot vor Zorn „
    rot sehen „
    „ den roten Teppich ausrollen „
    „ das ist mir ein rotes Tuch „
    „ einen Tag rot im Kalender anstreichen „
    „ das ist keinen roten Heller wert „
    rote Zahlen schreiben „
    „ den roten Hahn aufs Dach setzen „

    In der Gestaltung mit Farben sollte Rot wegen seiner außerordentlich starken emotionalen Wirkung sehr sparsame Verwendung finden. Es ist nicht vorstellbar, wie sich der Aufenthalt in einem leuchtend-roten Zimmer ertragen lässt. In abgedunkelter Weise als Terrakotta- oder Weinrot kann die Farbe Rot, geschickt eingesetzt und kombiniert mit anderen Farben und Materialien, eine sehr feine und elegante Wirkung erreichen.

     

    Rot in der Lyrik. In der Dichtkunst hat die Farbe Rot als Übermittler von Gefühlen ihren festen Standort.

     

    Evas Apfel teilend
    John Keats

    Erröte nicht, erröte nicht!
    Was, sag, soll ich sonst denken:
    Die leis errötend lächelt, wird
    Bald ihren Kranz verschenken.

     

    Hochrot
    Karoline von Günderrode

    Du innig Rot,
    Bis an den Tod
    Soll meine Lieb Dir gleichen,
    Soll nimmer bleichen,
    Bis an den Tod,
    Du glühend Rot,
    Soll sie dir gleichen.

     

    Nelke
    Hermann Hesse

    Rote Nelke blüht im Garten,
    Lässt verliebte Düfte glühen,
    Will nicht schlafen, will nicht warten,
    Einen Trieb nur hat die Nelke:
    Rascher, heißer, wilder blühen!

     

    Abend
    Hertha Kräftner

    Ich möchte mit der Abendröte gehen,
    tief mit dem Rot nach ferne.
    Ich möchte in dem Abendrot vergehn,
    und möchte in den Winden wehn,
    die ohne Ziele rauschend gehn
    und steigen in die kühlen Sterne.

     

    Die Königin von Samarkand
    Klabund

    Mein Herz ist rot, mein Blick ist blau.
    Ich bin die schönste von allen Fraun.

    Mein Haar ist schwarz wie Pantherfell.
    Ein Riese ist mein liebster Gesell.

    Schneeweiß ist meine Kinderhand.
    Ich bin die Fürstin von Samarkand.

    Viel Neger sind die Sklaven mir,
    Auch Elefant und Gürteltier.

    Willst du mir dienen stark und treu,
    So sollst du mir willkommen sein.

    Zehn Jahre Fron - als Lohn dir winkt
    Ein Lächeln von einer Königin.


    Trost fürs Alter
    Ricarda Huch

    Komm, dass ich dein teures Haupt
    Kränzen mag mit roten Eichen;
    Schön, o Liebling, dich umlaubt
    Dieses Herbstesabschiedszeichen.
    Veilchen auch, obgleich bescheiden,
    Mehr noch stehn dir Rosen an:
    Wie wird dich, geliebter Mann,
    Erst der Schnee des Alters kleiden.

     

    Dunkler Mantel
    Peter Härtling

    dunkler mantel auf den gleisen
    die roten zeichen
    lehren den flug

    aus der nacht springt
    eine tänzerin
    über die wandernden teppiche

     

     Ernst Jünger

    Im Lippenrot, an den Nüstern und Fingernägeln enthüllt sich die Farbe der inneren Haut. Auch das Futter der Kleider denken wir uns rot, und wir lieben es, dass diese Grundfarbe hervorleuchtet, wo der äußere Stoff geschlitzt, oder wo er umgeschlagen ist. Das ist der Sinn der roten Aufschläge, Krempen, Kragen, Biesen und Knopflöcher, aller roten Dessous;  ...

    Auf jeden Fall geht man ein Wagnis ein, wenn man die rote Farbe trägt, und man pflegt sie daher meist so zu zeigen, als ob sie durch Unordnung sichtbar geworden wäre, durch Öffnungen und Risse hindurch oder als verschobenen Saum.  ...

     

    Literaturnachweise:

    Brugger / Kiblitzky / Petrowa / Schröder  Rot in der Russchischen Kunst · Skira 1998
    Bruns, Margarete Das Rätsel Farbe · Reclam 1997
    Frieling, Heinrich Das Gesetz der Farbe · Musterschmidt 1968
    Frieling, Heinrich  Farbe im Raum · Callwey 1974
    Frieling, Heinrich Der Frieling-Test
    Gekeler, Hans Handbuch der Farbe · DuMont 1988
    Gericke  / Schöne Das Phänomen Farbe · Henschelverlag 1970
    Goethe, Johann Wolfgang von
     
    Farbenlehre / Tafeln zur Farbenlehre ·
    Kohlhammer 1953
    Heimendahl, Eckart Handbuch der Farbe · de Gruyther 1961
    Heller, Eva Wie Farben wirken · Rowohlt 1988
    Hesselgren, Sven Hesselgrens Farbenatlas · T. Palmer 1953
    Höger / Janiesch Farbe ins Heim / Farbe und ältere Menschen
    Knuf, Joachim Unsere Welt der Farben · dumont 1988
    Linder, Gisela Rot - Farbe der Liebe · Insel Verlag 2003
    Nixdorff / Müller
     
    Weiße Westen – Rote Roben · Staatliche
    Museen Berlin 1983
    Polt-Heinzl / Schmidjell Rote Gedichte · reclam 2006
    Riedel, Ingrid
     
    Farben in Religion, Gesellschaft, Kunst und Psychotherapie · Kreuz 1999
    Schultz, Joachim Der Zauber der Farben · dtv 2003
    Welsch / Liebmann Farben - Natur, Technik, Kunst · Spectrum 2004
    Willemsen, Roger (Herausgeber)
     
    Die wundersamen Irrfahrten des William Lithgow ·
    mare 2009
       
    RAL                                  
    Farbregister - Farbnorm
    Wikipedia Enzyklopädie Internet- Enzyklopädie

     

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